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sich wohltuende Wärme. So verrann die Zeit. Die Bucht erweiterte sich und wir gelangten in das offene Wasser, wo eine schärfere Brise einsetzte und die weniger gut bemannten Boote zurückhielt. Kurze, unfreundliche Wellen klatschten gegen die Bordwand und näßten die Bootsinsassen gründlich durch. Wir sahen nur wenig Wasservögel, nur hier und da stieg ein Nilganspaar, das am steinigen User gesessen, empor. Allmählich verstummte der Gesang und nur das taktmäßige Schlagen der Nuder und das Bauschen der Schaufeln im Wasser unterbrach die Stille.
So fuhren wir in dreitägiger Fahrt über den See. Bus der Insel INugarura und am Mhoro-Falle, der sich in hohen Kaskaden in den See ergießt, rasteten wir für kurze Zeit. Endlich, am 19. Bugust, näherten wir uns Kissenji. Der trübe Dunst, der wiederum alles einhüllte, ließ anfangs nur unklare Umrisse am User erkennen. Dann nahmen diese Gestalt an und wuchsen sich zu sauberen Häuschen aus, deren weißes Kleid anmutig und belebend in der Sonne glänzte. Dann sah man weiterhin die Grasdächer eines langgedehnten Grtes, dessen Dstseite durch die Bambusbauten unseres Standlagers, dessen Westseite durch das Stationshaus und das Wachgebäude abgeschlossen wurde. Eine schnurgerade, mit Eukalyptus eingefaßte Straße, die sich einer Strandpromenade gleich am User hinzieht, verbindet den Grt mit der Station. Lin reizendes Fremdenhäuschen, ebenfalls weiß getüncht und mit Grasdach versehen, von dem meine Landesslagge grüßte, von einem sauber gehaltenen Garten mit Bananen und bunten Blumen umgeben, vor wenigen Tagen erst vollendet, kennzeichnete die Unterkunft und ein in demselben Stile gehaltenes „Teehaus" winkte einladend vom Berge herab.
Bald ging auch eine Bewegung durch die am Strande stehende Menschenmenge, und als unsere flaggengeschmückte, stolze kleine Flottille das wellen- umbrandete Ufer berührte und die Kiele knirschend nacheinander auf den Strand auffuhren, stand die gesamte Kompagnie unter ihrem Führer, dem Oberleutnant Knecht, in Paradestellung bereit und waren alle Araber und Inder, sowie alle Eingeborenen des Grtes zur Begrüßung versammelt.
Zur Feier unserer Ankunft prangte -er Grt im Flaggenschmuck, d. h. in Ermangelung wirklicher Flaggen wehten aus allen Häusern rote, blaue und weiße Tücher, sowie bunt bedruckte, sogenannte Kanga, die zur beliebten Bekleidung, daher auch als Tauschartikel dienen. Ebenso waren alle Häuserfronten mit bunten Stoffen dekoriert, was dem ganzen Grt einen sehr festlichen Anstrich gab.