Dokument 
Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
Entstehung
Seite
147
Einzelbild herunterladen

147

Nissenji ist der nordwestlichste Dffizierposten des deutsch-ostasrikanischen Schutzgebietes. Er liegt, wie sein belgischer Nachbarposten, der in 20 Minuten per Boot zu erreichen ist, im Derritoire conteste, d. h. in dem belgisch­deutschen Grenzgebiet, dessen nationale Zugehörigkeit diplomatisch noch nicht endgültig festgestellt worden ist.

Erstaunlich ist Uissenjis Entwicklung. Noch im Jahre 1906 hatte der Ort aus wenigen Lingeborenen-Hütten bestanden. Um die neu anzulegenden Wege zu tracieren, hatten sich Hauptmann von Grawert und Leutnant Ullrich mit der Axt in der Hand einen Weg durchs dichte Buschwerk schlagen müssen. Und jetzt, nach Jahresfrist, bot sich dem erstaunten Buge ein blühender und täglich wachsender Handelsort mit einer Einwohnerzahl dar, die 800 übertraf, und in 80 Oukah trieb man schwunghaften Handel. Die Entwicklung des Platzes, die in erster Linie der Energie und der geschickten Politik des Ober­leutnants Unecht zu danken ist, der ihn bald nach seiner Anlage übernahm, gibt wiederum ein schönes Zeugnis von der Leistungsfähigkeit des deutschen Offiziers, wenn ihm freie Hand gelassen wird, Uraft und Willen zu entfalten.

Nach dem langen Zeltleben und dem Aufenthalt im pari 2) wähnten wir uns fast in einer Großstadt. Die trübe Stimmung der Träger war in Fröh­lichkeit verwandelt, und ständig wurde Vorschuß zur Auffrischung des äußeren Menschen erbeten, der im pori begreiflicherweise Vernachlässigung erfahren hatte. Uurz, alles war in prächtigster Laune.

Gemeinsam mit dem vere superieur Barthelemp der Missionsstation Njundo sowie mit einigen seiner Lonpatres nahmen wir in dem Teehäuschen, das in dominierender Lage einen prachtvollen Rundblick über die ganze Nordbucht des Sees und über die hinter uns liegende Vulkankette gewährte, die Abendmahlzeit ein.

Wenige Stunden später kam auch die Landkarawane unter dem Unter­offizier und meinem Diener wohlbehalten an.

Bevor wir daran denken konnten, die Umgebung liissenjis, die Inseln des Sees, den Bugoie-Wald, die Vulkane usw. in Linzeireisen zu besuchen, harrte unserer noch viel Detailarbeit. Die Wahaia-Träger aus Bukoba, welche bisher der Karawane trotz des Mangels an Vananenverpflegung, ihrer Hauptnahrung, in voller Gesundheit treuliche Dienste geleistet hatten, wurden hier in ihre Heimat entlassen. Statt ihrer erwarteten uns 200

h vuka ^ Kaufladen.

r) pori Steppe, allgemein auch für nicht bewohnte Gegend gebraucht.