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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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geborenen-Bevölkerung Ruandas ausgeraubt worden war. Da ksauptmann von Grawert noch abwesend war, mußten die Maßnahmen zur Wieder­erlangung vorläufig unterbleiben. Dann aber ging ein energischer Protest an Msinga ab, der schnell das gewünschte Resultat zeitigte. Bald wurden uns die geraubten Gegenstände mit der gesamten aus Europa angekommenen Post wieder zugestellt. Den Rädelsführer des Überfalles aber traf eine harte Strafe. Msinga ließ ihn ergreifen und vor den Rügen des Volkes mit einem spitzen Pfahl durchbohren. Noch wochenlang soll der modernde Leib des Räubers von der Macht des Beherrschers Ruandas Zeugnis gegeben haben.

Nachdem Raven von seiner erfolgreichen Tour aus dem Bugoie-Walde, die ihn mit dem Volk der Batwa zusammengeführt hatte, wieder eingetroffen war, unternahm ich mit ihm eine Bootsahrt nach zwei leicht zu erreichenden kleinen Inseln, die einst der eingeborenen Bevölkerung zu Beerdigungszwecken dienten und dies wohl auch heute noch tun. Wir beabsichtigten, unserem Anthropologen bei der Anlage einer Schädelsammlung behilflich zu sein. Schädel und Skelette fanden sich dort in großer Anzahl, teilweise von Baum­wurzeln bereits durchwachsen. Einen merkwürdigen Anblick gewährte u. a. ein Schädel, dem eine Wurzel durch beide Augenhöhlen hindurch gewachsen war. Auf der kleineren der beiden Inseln fanden wir die kaum verweste Leiche einer Frau, die in kfockerstellung mit Stricken an einen Baum ge­bunden war. Nach der Behauptung der Ruderer war diese Frau erst nach ihrem Tode dorthin geschafft, eine Äußerung, die uns um so unglaubwürdiger erschien, als es eine notorisch feststehende Tatsache ist, daß Frauen und Mädchen zur Strafe für Untreue oder Verführung vor der Entbindung dort oftmals lebend dem Tode des verschmachtens preisgegeben werden.

Wenige Tage später trafen auch Weiß und Rirschstein von ihrer ebenso anstrengenden wie erfolgreichen Vermessung und geologischen Erkundung über die Missionsstation Njundo ein.

Die beiden hatten sich wiederholt in kritischer Lage befunden, da sie vom Mohasi bis Rissenji eine Route benutzten, die ganz abseits durch Gebietsstriche führt, in denen der Einfluß der Watussi und der Europäer noch wenig bemerkbar ist. Weiß wählte diesen Weg, um seine Aufnahmen zu vervollständigen, trotzdem ihm vom Residenten abgeraten worden war. Lr berichtete mir über seinen Marsch:

Ebensowenig wie die Wahutu hier die Autorität der Watussi an­erkannten, wollten sie von uns Europäern etwas wissen. Zu dieser ab-