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nommen. Und diese Ueise führte, wie schon im vorhergehenden Kapitel erwähnt, zur Entdeckung des Kiwu-Sees und brachte uns ferner die erste sichere Kunde über die Vulkanwelt in seinem Korden. Durch die Arbeiten der deutsch-kongolesischen Grenzexpedition, an deren Spitze deutscherseits Hauptmann Herrmann stand, ferner durch die verdienstvollen Forschungen von Dr. K. Kandt und durch die Lrkundungszüge deutscher Offiziere wie Bethe, von Beringe, von parisch u. a. ist unsere Kenntnis von diesem Landteile vertieft worden. Trotzdem waren die Virunga-Vulkane, wie das ja auch gar nicht anders möglich war, noch in vieler Hinsicht eine Terra incoAvita geblieben. Tier- und Pflanzenwelt, vor allem aber die geologischen Verhältnisse bargen eine Fülle bisher ungelöster wissenschaftlicher Probleme. Hier hatten also die Arbeiten unserer Expedition einzusetzen. Die noch offenen Fragen durch eingehende fachmännische Untersuchungen in systematischer Arbeit ihrer endgültigen Lösung näherzubringen — das war die Aufgabe, die wir uns gestellt hatten!
Ich muß es mir versagen, an dieser Stelle die Resultate unserer Forschungen im Vulkangebiet erschöpfend zu behandeln. Sie mögen den wissenschaftlichen Bänden vorbehalten bleiben. Die folgenden Seiten bezwecken lediglich, dem Leser dieses Buches ein in großen Zügen gehaltenes, allgemein verständliches Bild der Vulkane und ihrer Kachbargebiete am Kiwu-See zu entwerfen und ihm einen, wenn auch nur flüchtigen Einblick in das geheimnisvolle Walten der unterirdischen Kräfte zu gewähren, wie es im großen zentralafrikanischen Graben, wohl einem der gewaltigsten Grabenbrüche der Erde, in die Erscheinung getreten ist.
Lin Blick auf die Karte zeigt, daß man die Virunga-Vulkane ihrer räumlichen Anordnung nach in drei deutlich geschiedene Gruppen sondern kann: in eine West-, eine Mittel- und eine Gstgruppe. Die Westgruppe, die bei weitem interessanteste, ist der Schauplatz der jüngsten vulkanischen Ereignisse im zentralafrikanischen Graben und umfaßt die beiden noch tätigen Feuerberge, den Kamlagira und den Kinagongo. Ost- und Mittelgruppe hingegen werden von je drei erloschenen Vulkanen gebildet. Und zwar besteht die Mittelgruppe aus dem Mikeno, Karissimbi und Wissoke, während sich die Gstgruppe aus den in einer Gstwestlinie stehenden drei Vulkankegeln Sabinjo, Mgahinga und Muhawura zusammensetzt, von denen letzterer als der östlichste Eckpfeiler der Virunga bei klarem Wetter sogar schon von Karagwe und Ankole aus sichtbar ist.