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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Durchmesser, lasse ihn sich wiederholt gabeln oder auch dreiteilen, so daß eine kandelaberartig aufgebaute Krone entsteht, setze dann an die Enden der kräf­tigen Zweige Büschel üppiger, frischgrüner, unten zottig behaarter Tabaks­blätter, von denen die ältesten abgestorben und gebräunt an dem Zweig herab­hängen und ihn wie ein dichtes Polster umhüllen, und lasse aus den Blattbüscheln etwa meterhohe, reiche pyramidenförmige Bispen von gelben Vlütenköpfen, die denen von Senecio paluster etwas ähneln, hervorwachsen, dann hat man ungefähr ein Bild eines solchen Seneciobaumes, der 6 m Höhe und darüber erreichen kann. Bin Ninagongo-Kegel werden diese Gewächse nur etwa 2 m hoch und zum Gipfel hin immer niedriger. Zwischen sie mischt sich eine kleinbleibende Strohblumenart, blelickr^sum I^evvii, und auch eine schöne Lrdorchidee mit dunkel rosenroten Blüten reicht noch ziemlich hoch hinaus. Die eisenharte Lava im oberen Teil des Kraterkegels aber bietet in ihren Spalten und Bissen nur noch Moosen und Lebermoosen, sowie einigen Flechten zusagende Standortsbedingungen.

Das Tharakteristische für die Vegetation des Ninagongo besteht nach Mildbraed darin, daß sie in allen Formationen noch in der Entwicklung begriffen ist. Buch derUrbuschwald" ist noch jung und wird wohl ein­mal von Vambusmischwald oder in seinem unteren Teil von Laubholz­beständen reicherer Zusammensetzung verdrängt werden. Über die kleinen Senecio- und Tonyza-Brten dürften später die Lrikaceen die (Oberhand ge­winnen, während Senecio foknstonii den ganzen Kegel bis zum Gipfel ein­nehmen und schließlich auch die größeren Schastlobelien sich einstellen dürsten.

Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 500 m unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager be­zogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Bussicht aus den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank natur­gemäß rapide und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Bber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Bufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt und nun wurde sofort der Bnstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 350 . Sie zu erklimmen war außerordentlich anstrengend, da das