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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Ungemein zahlreich sind dagegen in beiden Seen Krallenkröten (Xenopus spec.), die als Volksnahrung dienen und in allen Hütten in großen Mengen, lebend oder tot in Körbe verpackt, anzutreffen sind. Ruch fand ich eine Menge Holzstäbchen von einem halben Meter Länge, in welche etwa je 20 Kröten parallel untereinanderliegend zum Trocknen eingeklemmt waren, so daß die Stäbchen kleinen Militär-Schellenbäumen nicht unähnlich sahen. Daneben fand ich überall eine rege Industrie von korbdeckelsörmigen Reusen, die zum Fange von Garnelen dienen. Diese Krebschen, eine Tari- diNa-Rrt, leben in großen Massen namentlich im unteren See und werden ebenfalls mit Vorliebe von den Seeanwohnern gegessen. Der Luhondo-See ist sehr schilfreich und eine große Zahl von Entenarten belebt seine Fläche.

Bei unserer mehrtägigen Anwesenheit hatten wir Gelegenheit zu ethno­graphischen Studien und es gelang uns auch, die Ruanda-Sammlung in sehr wertvoller Weise zu ergänzen.

Die Randbewohner beider Seen neigen zu Unbotmäßigkeiten und machen der Residentur viel zu schaffen. Sie muß daher gerade aus diese Gegend stets ein wachsames Rüge haben und sah sich wiederholt genötigt, energisch einzugreifen, um sich die unbedingt notwendige Autorität zu erhalten.

Die auf dem See gebräuchlichen Boote sind sehr niedrig und ge­brechlich und haben fast gar keinen Bordrand. So bedurfte es großer Vor­sicht, die Balance nicht zu verlieren. Raven machte in dieser Hinsicht eine höchst unangenehme Erfahrung. Beim Schuß aus eine Lnte verlor er das Gleichgewicht und fiel mit Gewehr und Patronen samt seinen Ruderern über Bord. Aber sein Regenmantel aus Kontinental-Ballonstosf hielt ihn, zur Glocke sich aufblähend, über Wasser, so daß er nicht sank. Die Flinte, die auf dem schlammigen Grunde des Sees sanft gebettet lag, wurde von den gewandt tauchenden Bahariah mit fabelhafter Geschwindigkeit aus dem tiefen Wasser ans Tageslicht befördert.

Leider verabschiedete sich Grawert hier von uns, um aus die Nachricht von der Erkrankung eines seiner Offiziere nach Usumbura zurückzukehren. Mit besonderem Bedauern sahen wir ihn scheiden. Die Unterstützung, die er uns hatte angedeihen lassen, die Fürsorge, mit der er uns die Wege ge­ebnet hatte, die Umsicht, mit welcher er für unsere Verpflegung gesorgt, hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, uns die Arbeit zu erleichtern und den Erfolg unserer Expedition zu begünstigen.

A Babaria ^ ktuderer.