Dokument 
Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
Entstehung
Seite
224
Einzelbild herunterladen

224

Man hat anfangs alle Batwa zu dem Stamme der Pygmäen gerechnet, doch ist diese Annähme in so allgemeiner Form eine irrtümliche.Mutwa" im Singular,Batwa" im Plural, scheint nach Dr. Tzekanowskis genauen Untersuchungen nur eine Allgemeinbezeichnung für kleine Menschen zu sein.

Die Messungen, die Uaven und ich, sowie später auch Tzekanowski an den Batwa im Bugoie-Walde vornahmen, ergaben einen Mittelwert von l,60 m. Einige erreichten sogar die Höhe von l,70m. Leute von solcher Durchschnittshöhe können aber niemals zu den Pygmäen gezählt werden. Tzekanowski bezeichnet die Batwa des Bugoie-Waldes einfach als kleine Neger mit dunkler Hautfarbe. Seiner Ansicht nach ist es zwar nicht gerade wahrscheinlich, doch immerhin nicht ganz unmöglich, daß die Urväter der Batwa Pygmäen waren, und daß sich ihr Stamm durch Blutmischung mit den Nachbar-Negerstämmen gebildet hat. Auf Grund des Eindruckes, den man im allgemeinen gewinnt, möchte ich mich dieser Auffassung anschließen. Denn der Bugoie-Typ ist von dem der echten Pygmäen ein ganz verschiedener. Nennt man beide, so sind sie nicht zu verwechseln.

Ganz verschieden von den Batwa des Bugoie-Gebietes sind die des Nuwenzori und von Nwidschwi. Tzekanowski hält erstere für identisch mit den echten Pygmäen. Und ich möchte behaupten, daß diese Annahme auch bei den Insel-Batwa zutrifft.

Beide Stämme haben eine Nörpergröße von etwa l,42m, die sie mit den Nongowald-Pygmäen teilen. Ferner zeigen sie die typischen Merkmale der echten Zwerge, das sind: der runde Nopf, die eigentümlich drein- blickenden, meist großen Augen, die dem Nenner sogleich die Zugehörigkeit zur Zwergform verraten, und die sehr breite Nasenwurzel.

Nur in der Hautfarbe unterscheiden sich die Urwald-Pygmäen von denen Nwidschwis. Während erstere außerordentlich hell sind, haben die Zwerge des Niwu die dunkle Färbung der Neger. Diese Färbungen dürsten aber mit den verschiedenen Lebensgewohnheiten beider Stämme zusammen­hängen. Die Bewohner Nwidschwis setzen sich eben viel mehr der Sonne aus wie ihre Stammesgenossen vorn Aruwimi- und Uelle-Becken, die das Dunkel des Urwaldes niemals verlassen, so daß eine Pigmentbildung verhindert wird.

Die Nuwenzori-Batwa sprechen nach Tzekanowski ebenso wie die Pyg­mäen des Uelle- und Ituri-Beckens die Sprache der Balese und behaupten, keine andere zu besitzen. Die Batwa des Bugoie-Waldes beherrschen die Sprache der Wanjaruanda.