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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Ostwind viele Kilometer weit, über den Westrand des zentralafrikanischen Grabens hinaus getragen wurden. Die vordem weißleuchtende Pinie hatte sich in ihrem unteren Teile inzwischen tief schwarz verfärbt. Nur die obersten Partien der übereinandergetürmten Wolkenmassen erglänzten nach wie vor, gewaltigen Baumwollballen gleich, in schneeigem Weiß . . . Nach einer Stunde etwa ließ die Heftigkeit des Nusbruchs sichtlich nach. Der Lapilli- regen hörte auf. In der jetzt wieder rein weißen, jedoch bedeutend schwächeren Truptionswolke leuchteten von Zeit zu Zeit, jedesmal von kräftigen Deto­nationen begleitet, eigentümliche, rasch emporzüngelnde bläuliche Dämpfe auf. Das Brausen in der Tiefe schwoll noch einmal für wenige Bekunden mit einem pochenden Geräusch wie von Hunderten von Hämmern zu einigen stärkeren Akkorden an, um unmittelbar darnach in ein kaum noch wahr­nehmbares gleichmäßiges Bauschen überzugehen und schließlich ganz zu er­sterben. Nach einer weiteren halben Stunde war alles vorbei. Friedlich lag der Namlagira wieder vor unseren Blicken da. Nur eine leichte, kaum sichtbare Bauchwolke kräuselte sich über seinem kahlen Gipfel."

Birschstein hat im ganzen elf derartige, äußerst heftige Gas- und Lapilliausbrüche des Namlagira beobachtet und zum großen Teil photo- graphisch festgehalten.Gin Bild von schauriger Schönheit", schreibt er, boten namentlich die Nachtausbrüche des Vulkans: wenn die aus dem weiten Krater emporwachsende Vampssäule durch den Widerschein des im Eruptions- schlot aufsteigenden Schmelzflusses wie eine mächtige, zum Himmel schlagende Lohe glutrot erleuchtet erschien, und wenn dann plötzlich aus der feurigen Pinie ein prächtiger Funkenregen von tausend und abertausend in die Höhe mitemporgerissener, glühender Schlackenstückchen, einem Goldflitter­regen vergleichbar, in die Tiefe niederging . . . Deutlich konnte man beob­achten, wie wohl der größte Teil der Auswürflinge wieder in den Krater zurücksank. Dabei war es während des Ausbruchs so hell, daß ich im Lager am Südfuße des Berges sogar Uhr und Barometer ohne Laterne ab­lesen konnte." Der Tharakter der Eruptionen war jedesmal der gleiche. Ihren wesentlichsten Bestandteil bildeten ungeheure Mengen von Wasser- dampf. Zu Lavaergüssen kam es nicht.

Einige der von Kirschstein beobachteten Eruptionen hat gleichzeitig Ober­leutnant Weiß aus größerer Entfernung phototheodolitisch aufgenommen. Die nachher mit dem Stereokomparator ausgemessenen Bilder ergaben, daß in einem Falle (beim Ausbruch vom l7. November 1907) die Pinie nicht