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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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wirres Durcheinander. Als ich den Kana maharage im Dezember 1907 be­suchte, fielen mir aus der völlig vegetationslosen Oberfläche des Lavastromes, besonders in der nächsten Umgebung des Kegels, zahlreiche mitunter noch dampfende Ltellen aus, die teils kreideweiß, teils ziegelrot bis dunkelbraun gefärbt waren. Das Bild, das sich mir bot, machte ganz den Eindruck, als ob jemand so recht verschwenderisch aus einem unerschöpflichen Tusch­kasten bald hier, bald dort einen riesigen Farbenbatzen aus die schwarz­graue Lava hingekleckst hätte.

Die Entstehungsursache derartiger Buntfärbungen der Lava ist, wie bereits vorhin ausgeführt wurde, in Verwitterungsvorgängen zu suchen. Infolge des Lntgasungsprozesses entweichen dem Lavastrom die ursprünglich im Lchmelzfluß enthaltenen vulkanischen Gase. Das geschieht besonders aus den Lpalten und Kissen, die sich bei fortschreitender Abkühlung der Lava einstellen. Natürlich wird das Gestein mit der Zeit von den Gasen ange­griffen, es wird zersetzt und von den Niederschlagswässern, die sich aus dem reichlich entströmenden Wasserdampf bilden, ausgelaugt. Durch chemische Umwandlung kommen dann in der Folge die oben erwähnten Buntfärbungen zustande. Die ziegelroten bis dunkelbraunen Töne, die lediglich aus dem mehr oder weniger großen Gehalt und Trocknungszustand von Eisenhydroxpd beruhen, beweisen, daß Dämpfe von schwefliger Bäure auf die Lava eingewirkt haben, während die Weißfärbung gleichzeitig aus Exhalationen von Kohlensäure schließen läßt."

Uach Erforschung der tätigen Westgruppe der virunga-vulkane mit ihren vulkanischen Ueuschöpfungen und jungen Lavaströmen wandte sich Kirschstein der Mittelgruppe zu. Diese ist anscheinend schon seit langer Zeit erloschen,- wenigstens kündet heute keinerlei Tätigkeit mehr von den ge­heimnisvollen Kräften im Schoße der Erde, denen diese Berge einst ihre Entstehung verdankten. Neben dem steilen, von Wind und Wetter zer­nagten Mikeno, dessen Besteigung ich bereits schilderte, verdient hier besonders der 4500 m hohe Karissimbi Beachtung. Er ist der höchste der Virunga-vulkane und zugleich auch wohl einer der gewaltigsten Vulkanberge der Erde überhaupt. Über ihn schreibt Kirschstein in seinem Bericht:

Als mächtiges, in seinem westlichen Teil von einem wohlgeformten Kegel gekröntes Plateau ragt der Karissimbi über die Landschaft hinaus. Schier erdrückend wirkt auf den Beschauer das wuchtige Massiv durch

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Ins innerste Afrika.