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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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wissenschaftlichen Sammlungen und das gesamte, sehr wertvolle photogra- phische Material die Nrbeit von vielen Wochen. Wer sollte sie schleppen? Wir selber waren ja halbe Leichen. Nur das allernotwendigste wurde mit­genommen. Im unteren Narissimbi-Lager angelangt, brach ich zusammen. NIs ich zwei Tage später das Bewußtsein wiedererlangte, hatten sich meine Leute, wenigstens die kräftigeren unter ihnen, soweit erholt, daß wir an die Bergung der oben zurückgelassenen Lasten denken konnten. Glück­licherweise konnten sie sämtlich gerettet werden. Nicht ein Stück ist dabei verloren gegangen."

Dieser bedauerliche Vorfall gibt ein krasses Beispiel für den Fatalismus und die hierdurch erzeugte Energielosigkeit des Negers in Situationen und Gefahren, wo ihn nur schnelles Erfassen der Sachlage und besonnenes eigenes handeln retten können,^.mri zm mun§u" ist dann die Parole, die ihn jeder Überredungskunst trotzen läßt. ^mri zm munZu, es ist göttlicher Wille, daß wir sterben sollen, also sterben wir. Man könnte dies als wirklich fromme Negung oder Unterwerfung unter göttlichen Willen halten­dem ist aber durchaus nicht so. Die angewandte Formel ist lediglich eine von Jugend auf gehörte und von Urväterzeit überkommene Nedensart, in die sich der Stumpfsinn des Negers in ähnlichen Fällen wie dem oben geschilderten kleidet. Daß dieser durch sachgemäße Behandlung, unter der ich Strenge gepaart mit Gerechtigkeit verstehe, sehr wohl überwunden werden kann, zeigt das mustergültige energische vorgehen der beiden Nskari. Über­haupt von der Mehrzahl der Nskari, die uns fast ein Jahr begleiteten, könnte ich manch schönen Zug von Besonnenheit und mutvollem Vorgehen in der Gefahr noch erzählen.

Trotz des schweren Mißgeschickes aus dem Uarissimbi hat Uirschstein die geologische Erforschung des Vulkangebietes erfolgreich zu Ende geführt und unter anderem auch noch den zur Mittelgruppe gehörigen Wissoke als erster Europäer bestiegen. Es würde jedoch zu weit führen, wollte ich hier die Ergebnisse seiner Spezialsorschungen im einzelnen anführen. Nur seine Beobachtungen in bezug aus den östlichsten der virunga-vulkane, den Mu­tz awura, seien an dieser Stelle noch kurz erwähnt, da sie von allgemeinem Interesse sind. Ich gebe ihm wiederum das Wort:

Meine Untersuchungen am 4165 m hohen Muhawura, dem dritthöchsten der Vulkane am Niwu-See, führten zu der ebenso bemerkenswerten wie überraschenden Feststellung, daß dieser Berg, der allgemein für längst erloschen