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laufen, Maultiere und Hunde mußten schwimmen. An den tiefsten Stellen hatten Stricke gespannt werden müssen, an denen die Träger, den Erdboden kaum noch berührend, sich entlangfühlen sollten. Dabei gerieten sie in Tiefen, in die sie mitsamt ihrer Last sekundenweise unter der Wasseroberfläche verschwanden. — Wenn dieser unangenehme Marsch den Beteiligten sicherlich auch für alle Zeit in Erinnerung bleiben wird, einen dauernden Schaden für die Gesundheit hat doch niemand erlitten.
Den notwendig gewordenen Ruhetag benutzte ich zu einem Abstecher in das Hinterland, das aber nur wenig Bemerkenswertes bietet. Über einen terrassenförmigen Aufbau erreicht man ein Hochplateau, auf dessen westlichem Rande ein altes Strohlager von der Tätigkeit der englischen Grenzvermessungskommission zeugt, die vor einem halben Jahre hier gearbeitet hatte. Sie galt damals der nochmaligen Prüfung des 30. Längengrades, der die Grenze zwischen dem belgischen und britischen Territorium bedeutet, denn zwischen beiden Ländern waren Uneinigkeiten über seine wahre Lage entstanden. Die britische Rommission sowohl wie die belgische, der dieselbe Ausgabe zufiel, waren inzwischen weiter nördlich gerückt und hatten ihren Sitz an den Semliki, in die Nähe des Ruwenzori-Massivs verlegt.
Die Bevölkerungszisfer ist hier eine ziemlich dichte. Hauptsächlich wird Ackerbau und Rleinviehzucht getrieben. Die letztere weiß die eingeborene Bevölkerung zu einer recht lukrativen zu gestalten, denn die preise für Schafe Und Ziegen erreichen hier bereits erstaunliche Höhen. Während wir im deutschen Gebiet nur sehr mäßige preise zu bezahlen brauchten, stiegen diese hier bereits für ein Schaf auf 2—3 Doti, d. h. 4—6 Armlängen Stoff im Werte von 3—5 Rupien. Diese Steigerung nimmt in den von Europäern bewohnten Gegenden dauernd zu. So werden beispielsweise in Stanley- ville, aber auch schon am Aruwimi 25—36 Fr. für ein Schaf, 5 Fr. für ein Huhn und eine Ente gefordert. Da die Höhe solcher Zahlungen unserem Rassenbestand verderblich werden mußte, die Mitsührung einer Rleinvieh- herde andererseits für die immer schwieriger werdende Ernährung der Rara- wanenträger unerläßlich war, so bemühte sich Oberleutnant von Wiese hier, wo die preise noch mäßig genannt werden konnten, eine Herde zusammenzubringen, die genügte, uns bis in das Aruwimi-Becken hinein mit Fleisch zu versorgen. Die anfängliche Scheu der Bevölkerung, der Waronda und der Wasongora, erschwerte ihm dies. Der Sultan Rasigano in Ruisamba,