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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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das wir tags daraus erreichten, ließ sich aber schließlich doch erbitten, einige Tiere herbeizuschaffen.

Auch Ethnographien waren nur spärlich und uninteressant, denn da hier ungefähr die Völker- und Sprachengrenze der östlichen und westlichen Gebiete liegt, so findet man viele, schon vom Kiwu-See und von Uganda her bekannte Formen und Sprachenanklänge wieder, jedoch keine spezifischen Eigentümlichkeiten.

Die Wasongora, die ich vorhin erwähnte, heißen nach Tzekanowskis Untersuchungen eigentlich Bakondjo. lvasongora soll eine allgemeine Be­zeichnung für Leute mit zugespitzten Zähnen sein.Kusongora meno" be­deutet einfachdie Zähne zuspitzen", Usongora würde also das Land sein, in dem sich die Leute die Zähne spitz feilen, eine Litte, die man bei den Bakondjo allerdings sehr häufig findet. Da nun das Zuspitzen der Zähne eine typische Erscheinung bei all den Völkerschaften ist, die dem Kannibalismus huldigen, so wird man in der Annähme nicht fehl gehen, daß die Bakondjo in früherer Zeit sich ebenfalls dieser scheußlichen Gewohnheit hingegeben haben, falls sie dies nicht sogar jetzt noch tun. Dies ist um so wahrscheinlicher, als die Menschenfresserei in manchen Gegenden, so z. B. im gesamten Urwald­gebiet noch in hoher Blüte steht.

Geradezu entsetzlich war bei Kissenje und an den tief liegenden Usern des Albert Eduard-Lees die Mückenplage. Lobald die Dämmerung herein­brach, durchschwirrten Milliarden winzig kleiner Insekten die Lust. Lie erschienen in solchen Mengen und bedeckten in so dichten Scharen die Tische, Zelte und deren Innenwände, daß es mir sogar unmöglich war, mein Tage­buch zu führen, weil der Bleistift fortwährend so viel Tiere auf dem Papier zerrieb, daß die Schrift ganz unleserlich wurde. Bei der Abend­mahlzeit waren wir genötigt, die Lampe stets in einer Entfernung von lO Schritt auf Kisten auszustellen, um die Suppe vor der sogleich darauf niederfallenden Insektenmenge zu schützen. Da die Zelte des sumpfigen Geländes halber dicht am Wasser, das Schilf fast berührend, ausgestellt werden mußten, drang außerdem ein so übler Geruch herein, daß der Auf­enthalt ganz unerträglich wurde.

Bei Ruisamba lag eine Anzahl Boote am Strande, die wir zum Übergang über den langgestreckten Arm des Albert Eduard-Sees requirierten. Aber von der großen Zahl dieser Fahrzeuge waren nur wenige imstande, das andere Ufer zu erreichen, ohne unterzusinken. Die meisten erwiesen