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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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und ließ die Gedanken weit Hinausschweifen zu denen, die jetzt in kalter Winter­zeit bei rauschenden Festen und mehr oder minder anregenden Gesellschaften die konventionellenVergnügungen" der Saison durchzukosten hatten. Wie wenig beneidete ich sie! Wie viel zufriedener machte mich die Aufgabe, die ich mir selbst gestellt hatte! Wie beglückte mich der Gedanke, durch Er­schließung neuer Gebiete und durch die Forschungen meiner Mitarbeiter positives wirken zu können, Lücken in der Wissenschaft auszufüllen und be­ständig meinen Gesichtskreis erweiternd die törichten Nichtigkeiten des all­täglichen Lebens zu vergessen!

Östlich Beni ragt hoch die gewaltige Bergmasse der Nuwenzori-Nette empor. Doch nur selten genießt man den Anblick der mächtigen Gletscher. Nur einmal war es mir bei Tagesanbruch vergönnt, das großartige Schau­spiel zu erleben und die gletscherbedeckten Häupter der imposanten Nette in voller Nlarheit zu schauen. Und als dann die Sonne am Horizont empor­stieg, wurden ihre Strahlen vom Eis des Gletschers aufgefangen und brachen sich dort in ganz prachtvollen, ständig wechselnden Farbenspielen. Doch als schäme sich die Natur dieses neckischen Spiels ihres Lieblings, zog sie leise den verhüllenden Schleier wieder vor und verdichtete ihn immer mehr, bis die Gestalt des Berges dem Auge des Beschauers wieder schattenhaft entrückt war. Daß wir den Berg wenigstens ab und zu einmal noch erblicken dursten, verdankten wir den immer stärker werdenden Negenfällen, die in der letzten Woche in wolkenbruchartigen Schauern täglich auftraten.

So fegte am l7. Januar, während wir beim Frühstück in der Messe saßen, ganz plötzlich mit verheerender Gewalt ein Hagelsturm über den Grt dahin, der alle Zelte umlegte, die jungen Bäume bis fast auf die Erde nieder­bog, die Wipfel der Papaia-Bäume h rasierte, Üste und Blätter zu Boden warf und eine Anzahl Bananenstämme umbrach. Gewöhnlich sind diese elementaren Naturereignisse in Afrika nur von kurzer Dauer, und so be­lachte auch diesmal die Sonne nach kaum einer Viertelstunde die Verwüstungen des Sturmes.

Am folgenden Tage brach unsere ganze Expedition in veriters Le­tz Der Papaia- oder INelonenbaum trägt grünliche, runde Früchte in Größe einer Kokosnuß, deren wohlschmeckendes gelbliches Innere, mit dem Löffel herausgeholt, als besondere Delikatesse gilt.