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unglaublichen Spürsinn dieser Wilden ist es möglich, an fast unmerklichen, dem Auge des Europäers gänzlich unsichtbaren Zeichen den Weg des seltenen Wildes einhalten zu können. Da das Okapi den Strahl der Sonne ängstlich meidet, so finden es die Jäger im dichtesten Buschwerk versteckt. Fast immer gelingt es ihnen, lautlos bis auf wenige Schritte heranzuschleichen und das ruhende Wild durch die geschleuderten Giftspeere zu erlegen.
Die Namensbezeichnung für diese große Antilope wechselt übrigens je nach den Gegenden. „Okapi" und „liwapi" ist. die gebräuchlichste, auch hörten wir einmal „Alabi". vielfach wurde sie auch „Nenge" genannt.
In Nawambi am Aruwimi zeigte ich einen Monat später den Wambutti eine farbige Abbildung des Okapi joknstoni. Sie erkannten dieselbe sofort und nannten sie einstimmig „lienge". Der Ausdruck „Okapi" und „liwapi", sowie „Alabi" war dort ganz unbekannt. Die Ppgmäen bei Beni dagegen gebrauchten nur die Bezeichnung „Okapi" und „liwapi" und wußten überhaupt keine andere.
Ls gelang uns in Sindano, ein gut erhaltenes Fell nebst vollständigem Skelett zu erhandeln, in Songola ein weiteres, denen sich in Irumu noch ^
drei hinzugesellten. Es waren dies die ersten von einer deutschen Expedition heimgebrachten Exemplare. Auch ist mir die Existenz eines zweiten Schädels in Deutschland nicht bekannt geworden. ^
Über die Lebensweise des Okapi konnte bis heute erst wenig überliefert werden. Alle Beobachtungen beschränken sich auf die Fährtenkunde. Aus dieser wissen wir, daß dies Wild des Nachts zum Trinken an die Flußläufe kommt, des Tages über aber sich scheu verborgen hält. Nach den Erfahrungen im liongo tätiger Europäer sollen mehrfach auch viele Fährten zusammen, gleichsam wie von einem Nudel herrührend, aufgefunden worden sein. Wenn wir auch keine Gelegenheit gehabt haben, diese Behauptung auf ihre Nichtigkeit hin zu prüfen, so scheint doch jedenfalls das Okapi nicht so selten zu sein, wie vielfach angenommen wird. Denn öfter sieht man, wie bereits erwähnt,
Gürtel aus seinem Fell geschnitten. Auch ist das Tier bei jedermann im Walde bekannt.
Mit dem Namen „lienge" wurde auch vielfach eine andere Antilopenart ?
bezeichnet, die dem Okapi an Größe gleichkommt. Es ist dies die große Streifen- antilope (Booceros spec.), die überall im liongo-Urwalde lebt. Sie wird sonst am Gstrande des Waldes „Soli", am Mittel- und Unter-Nongo aber „Bongo" genannt. Die Nruppe ist bedeutend weniger auffallend als beim Okapi. Zum