370 —
belebt waren, daß wir eiligst Lager bezogen, um die günstige Gelegenheit zum Sammeln zu benutzen, hier tummeln sich auf den Stauden große Nashornvogel neben winzigen Nektarinen, Webervögel neben ,,Na- sukus", den Graupapageien, und ungezählte buntgefiederte Länger durcheilten zwitschernd die Lüfte. Unsere Sammeltätigkeit wurde aber plötzlich durch einen Platzregen unterbrochen, der den Erdboden in kürzester Zeit in Gießbäche oder Morast verwandelte. So freudig er auch von den Eingeborenen begrüßt wurde, so unangenehm war diese Nässe für uns. Denn der lehmige Boden versprach aus den Abhängen des Nuwenzori recht beschwerlichen Marsch. Unsere Befürchtung, daß dieser Guß die Negenzeit des Februar einleiten würde, bewahrheitete sich. Zu dem schlüpfrigen Pfade, der, sobald die Steigung begann, beständiges Ausgleiten zur Folge hatte, gesellte sich noch eine vier Meter hohe Matete, die ihre schweren Halme so über den engen Pfad gebeugt hatte, daß man nur gebückt, wie in einem Tunnel, sich fortbewegen konnte. So mußten die Haumesser erst einen gangbaren Weg für die nachfolgenden Lasten bahnen, eine Arbeit, die uns so aufhielt, daß wir in 5 Stunden nur lO km zurückzulegen vermochten. Wir gingen aus das Geratewohl, in der Hoffnung, daß der eingeschlagene Pfad zu irgendeinem günstigen Lagerplatz führen würde. Einen Führer zu finden, war uns nicht gelungen. Alle Shamben waren verlassen,' die Dörfer leer.
Endlich trafen wir zufällig einen Mann, den wir auf einer Lichtung überraschten und der gerade mit angstverzerrtem Gesicht im hohen Grase verschwinden wollte. Über den Grund seiner und seiner Stammesgenossen Furcht befragt, gab er an, daß unsere Schüsse vom gestrigen Tage die Bevölkerung zu dem Glauben verleitet hätten, die Weißen seien gekommen, um „Krieg zu machen". Die Scheu der Bevölkerung aber rührte daher, daß diese Gegend nur selten von Europäern besucht worden war, da die meisten Expeditionen in das Gebirge von Gsten aus mit Ft. Portal als Stützpunkt aufgestiegen waren. Daher hatte die Bevölkerung also noch gar keine Gelegenheit gehabt, sich von den friedlichen Absichten ihrer europäischen Herren zu überzeugen. Die Erzählungen der aufständischen, noch nicht unterworfenen Häuptlinge der Berge mochten vielleicht das ihrige dazu beigetragen haben, die Furcht der Eingeborenen zu erhöhen. Durch ein paar Geschenke gewonnen, ließ sich der Mann endlich zum Führerdienst herbei und begleitete uns im Tale des Butagu eine Strecke auswärts. In l500 m höhe blieben wir am unteren Nande der Waldgrenze, dessen spärlichen Neste weiter unter-