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In des Kommandanten Vastien Begleitung brachen wir nun in der Frühe des 23. Februar auf. Die ersten Stunden führten uns auf der Wasserscheide zwischen Nil- und Kongo-System, einem langen Hügelrücken, dahin. Dann trennte ich mich von unserem liebenswürdigen Wirte und ritt allein mit Wiese weiter. Bald erreichten wir den Band der Berge, die die Ebene des Semliki begrenzen, und ritten den steilen Weg zum Flusse hinab. Die Temperatur kontrastierte hier merklich mit der Frische von Kiagode und wurde bald als äußerst drückend empfunden.
Die ungeheuer breite und mit wenig Busch bestandene Ebene war von Wild belebt. Moorantilopen und Niedböcke äugten einzeln oder in Nudeln zu uns herüber. Um die Mittagszeit des 24. gewahrten wir von ferne die ausgedehnten Anlagen des englischen Lagers, und als wir endlich in dasselbe hineinritten, konnten wir dem Kolonel Bright und den Herren seines Stabes die Hände schütteln, die uns an der Spitze ihrer Truppen empfingen. Buch hier ging man zuvorkommend aus die Wünsche ein, die uns hergeführt hatten, und wertvolle Ausschlüsse jeder Art wurden uns aufs liebenswürdigste erteilt.
Der plötzliche Witterungsumschwung, der Wechsel von Kühle mit drückender Hitze, hatte Wieses Gesundheit etwas mitgenommen. So nahmen wir noch einen Tag länger als beabsichtigt die Gastlichkeit unserer englischen Wirte in Anspruch und wandten uns dann nordwärts dem Albert-See zu. Wir folgten dem Laufe des Semliki. Träge wälzt sich der Fluß bald breiter, bald schmäler werdend dahin. Aus den gelben Fluten tauchte hie und da der Kopf eines Flußpferdes empor und auf den Sandbänken sonnten sich Dutzende von Krokodilen. In ihrer Regungslosigkeit bei aufgesperrtem Nachen gewährten sie das typische Bild der Faulheit, vereinzelte Borassus-Palmen erhoben ihr krauses Haupt zum Himmel und spiegelten eitel ihre schlanken Stämme im Wasser, als wären sie sich ihrer Schönheit bewußt. Sie zauberten in ihrer sandigen Umgebung Bilder hervor, wie sie mir von Ägypten her in der Erinnerung waren, vereinzelte Dörfer der Bawira und Walega belebten die öde Steppe. Doch schienen sie nur spärlich bewohnt. Das Thermometer zeigte bereits gegen 40° Telsius, als wir das stark überschwemmte Bett des Ethengi erreichten, an dem wir die Zelte aufschlugen.
Einige Tage daraus nahmen uns die westlichen Nandberge des Grabens auf, an deren Hange sich der Pfad entlangschlängelte. Zu unserer Rechten verwandelte sich die Ebene allmählich in ein Meer von Schilf, das sich in