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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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punkt der großen Ltappenstraßen Ztanleyville-Fort Portal und Rutschuru- Beni-Kilo. Fast alle belgischen Beamten, die ein Kommando in die nördlichen Distrikte des Kongostaates führt, sind daher genötigt, ihn zu passieren. In­folgedessen herrscht hier ein regerer Durchgangsverkehr als aus anderen Posten. Der freundliche Grt, der aus einer Keihe strohgedeckter Ziegelhäuser, einer geräumigen Messe, sowie zwei großen Magazinen besteht, liegt drei Ltunden vom östlichen Rande des großen Urwaldes entfernt in hügeliger Ebene.

Da die Gegend überreich an Elefanten ist, so ist die Linlieserung von Elfenbein durch die Eingeborenen sehr bedeutend. 800 bis 900 Kilo wandern allmonatlich für Rechnung des Kongostaates nach Voma. Dagegen läßt die Entfernung vom Urwaldrande Irumu, trotz der Nachbarschaft der großen Kautschukreviere, aus dieser Konkurrenz ausscheiden. Nur etwa 500 k§ beträgt die Monatsernte. Dies ist im vergleich zu den Hauptkautschukplätzen im Rruwimi- und Uelle-Becken, Nepoko, Avakubi, Bomili usw., ein ver­schwindend kleines Csuantum. Dort wurden in den besten Jahren 7000, 10 000, ja sogar 14000 k§ im Monat eingebracht. Allerdings wiesen diese großen Beträge seit dem Jahre 1907 einen erheblichen Rückgang auf, da die mit der Gewinnung des Gummis beauftragten steuerpflichtigen Eingeborenen begonnen hatten, sich dieser, ihnen lästig werdenden Verpflichtung zu entziehen, hieraus erwuchs außerdem noch den Kautschukbeständen des Urwaldes selbst insofern eine besondere Gefahr, als die renitente Bevölkerung anfing, die mächtigen und am meisten Erträge gebenden Ltämme der Buntuwia elastica und die gummigebenden Lianen umzuschlagen bezw. zu kappen. Ja, die (Opposition der Bevölkerung hatte in den Distrikten zwischen dem Rruwimi und Uelle einen so drohenden Tharakter angenommen, daß die Entsendung von Truppen notwendig geworden war. Ruch der Lbet 6e rone, der tat­kräftige und energische Kommandant Engh, ein Norweger von Geburt, befand sich zur Wiederherstellung der Ruhe dort. Und tatsächlich war es seiner und seiner Beamten Umsicht gelungen, der Bewegung Herr zu werden.

Der Kongostaat hat aber in weiser Voraussicht und in richtiger Er­kenntnis der wirtschaftlichen Gefahr, die ihm aus solcher Haltung der Ein­geborenen erwachsen könnte, seit einigen Jahren mit der Anlage größerer Kautschukplantagen begonnen. Und tatsächlich konnten wir solche bei fast allen bedeutenderen Europäerposten bemerken; da aber alle Pflanzungen erst jüngeren Datums sind, so ist man sich naturgemäß über die zum Anbau geeigneteste Lorte noch nicht einig. Man hat sich im allgemeinen nach den