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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Ziertische erinnert,- Raulislorie oder Stammblütigkeit, die Erscheinung, daß die Blüten nicht an den letzten Zweigen, sondern am Stamm oder stär­keren Asten hervorbrechen, sowie dasAusschütten des Laubes", das einen besonders merkwürdigen Anblick gewährt, indem die jungen Blätter bis zur Erlangung ihrer vollen Größe quastenartig schlaff herab­hängen und noch des Blattgrüns entbehren, so daß sie durch weißliche, rosenrote oder auch zart lila Farbe von dem grünen Laube abstechen. Diese Bemerkungen dürften genügend beweisen, daß dieser Aquatorialwald ty­pischer tropischer Regenwald ist. In der Entwicklung der Epiphyten steht allerdings der afrikanische Urwald bedeutend dem amerikanischen und malayischen nach, denn ihm fehlen ganz die Bromeliaceen, und die Drchi- deen und Araceen sind bedeutend spärlicher, es ist das aber, wenn der Aus­druck erlaubt ist, ein floristisches und kein ökologisches Manko.

Jetzt bliebe noch eine dritte Frage: Wie verhält sich derAquatorial­wald" in seiner floristischen Zusammensetzung zu den schon einigermaßen bekannten Wäldern in der Nähe der Westküste? Besteht die allgemein verbreitete Anschauung zu Recht, daß er ihnen an Formenreichtum und namentlich im Reichtum an endemischen Gattungen nachsteht? Auch diese Frage, und darin sehe ich das wichtigste botanische Ergebnis der Expedition, dürfen wir verneinen. Dieser Wald, den wir ja in seinem alleröstlichsten Teile kennen lernten, gibt auch in der Fülle interessanter Typen denen Rameruns und Gabuns nichts nach. Line Gegend, die dank der langjährigen Tätigkeit eines eifrigen Sammlers (Zenker) besonders reich an Endemismen, d. h. an nur ihr zukommenden Formen zu sein schien, Bipinde in Ramerun, liegt von dem Zentrum des Sammelgebietes der Expedition im Sturi-Walde rund 2000 Rilometer entfernt, und die Überraschung war daher ziemlich groß, als bei der Bearbeitung meiner Sammlungen die Bipinde-Flora aus einmal en masse fast am Fuße des Ruwenzori auftauchte. Wenn man dazu die Fwischenstationen nimmt, die durch die Tätigkeit der belgischen Bota­niker von verschiedenen Punkten des Mittel-Rongo bekannt geworden sind, so kann man wohl sagen, daß die Wälder der afrikanischen Westküste und der Aquatorialwald nicht nur räumlich zusammenhängen, sondern auch sloristisch eine geschlossene Einheit bilden,- wenn man sich ferner die weite Lrstreckung des Waldes nach (Osten vergegenwärtigt, dann erscheint es als das Beste, die leicht zu irrtümlichen Vorstellungen führende Bezeichnung des west afrikanischen Waldgebietes fallen zu lassen und dafür den Namen