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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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glitten noch eine Zeitlang in erhöhter Geschwindigkeit fort. Die Gefahr, von deren Größe wir selbst nur unklare Vorstellung hatten, war vorüber. Aber das aus einmal lebhafter werdende Geschwatze der Ruderer und ihre lachenden Physiognomien kündigten uns doch an, daß ihre Sorglosigkeit eine nur scheinbare gewesen war.

Als wir uns umwandten, sahen wir, daß bereits das nächste der Boote die Fahrt über den felsigen Untergrund glatt zurückgelegt hatte. Eben kam das dritte, Lzeczatkaspiro^ue". Schon erreichte sein Bug die ersten Gischtberge, da drehte es sich auf einmal quer, allen verzweifelten Anstrengungen der Mannschaft, es gerade zu stellen, zum Trotz. So glitt es in die Stromschnelle hinein. Die Gefahr erkennend, springt ein kongolesischer Askari auf, da ein seitlicher Stoß, und im Bogen verschwindet er in der Wasserflut, um nie mehr aufzutauchen. Im nächsten Augenblick überschlägt sich das Boot, alle Insassen unter sich begrabend. Entsetzen ersaßt uns alle. von irgendeiner Hilfeleistung kann keine Rede sein, denn Boot aus Boot saust in die Schnelle, Haltungslos, und jedes hat genug zu tun, nicht das Schicksal des verunglückten zu teilen. Das liegt gekentert zwischen Felsen festgeklemmt, und deshalb gelingt es einem Boy, auftauchend, erst den Bordrand und dann den Riel zu ersassen und sich daran hinaufzuarbeiten. Neben ihm taucht eine Hand aus, es ist die des Unteroffiziers. Es gelingt ihm, sie zu ergreifen und festzuhalten. Dann taucht auch der Kops aus den Fluten und es glückt dem braven Jungen, seinen Herrn zu sich heraufzuziehen. Nun löst sich das Fahr­zeug durch den Wasserdruck los und schwimmt mit den beiden fort. Nach und nach erscheinen auch die übrigen verunglückten an der Oberfläche, einige werden durch die Strömung fortgerissen, andere, schon aus dem Bereich der Felsen, schwimmen ans User, wieder anderen ist es gelungen, sich aus größere Steine zu retten, wo sie, vom Wasser überspült, auf Befreiung harren.

Die Rettungsarbeiten waren nicht leicht, denn die Strömung trieb die Ranus immer wieder ab. Endlich gelang es aber, den eng Zusammenhockenden eine Leine zuzuwerfen, und so wurde einer nach dem anderen geborgen. Fünf Leute aber wurden nicht mehr gesehen. Der Askari, drei Wangilima und ein Mann vom Stamme der Wabudu hatten ihren Tod gefunden, verloren waren ferner noch eine Menge Gegenstände, darunter Tzeczatkas Dienst- und Seitengewehr, sein Zelt, Patronen und ein VIechkofser mit Schreib- utensilien.

Nachdem wir uns überzeugt hatten, daß an die Rettung der Ver-