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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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mit diesen Mangeln äußerer Schönheit versöhnte uns schnell die Bequemlich­keit der inneren Einrichtung. Das Schiff hat ebenfalls zwei übereinander- liegende Decks. Das untere dient teils als Laderaum, teils als Aufenthalts­ort für die schwarzen Passagiere und das Schiffspersonal. In der oberen Etage befinden sich die Luropäerkammern. Sie liegen, etwa 16 an der Zahl, mittschiffs in zwei Bethen angeordnet, Türen und Fenster nach dem Promenadendeck hin, das als etwa 1 1/2 m breiter Gang ringförmig das ganze Schiff umgibt. Gespeist wurde auf einem geräumigen Platze des Vorderschiffs, hinter der Kapitänskajüte, welcher der Luft ungehindert Zu­tritt gewährte, und wo der Regen durch herabzulassende Vorhänge fern­gehalten werden konnte. Alles in allem übertraf dieFlandre" unsere Vor­stellungen von der Bequemlichkeit auf einem Kongo-Dampfer bei weitem. Und noch gesteigert wurde unsere Behaglichkeit dadurch, daß das Gouverne­ment in höchst dankenswerter Freundlichkeit den Dampfer ganz zu meiner Verfügung gestellt hatte, so daß außer uns nur noch vier Belgier, auf meine Einladung hin, als Passagiere sich an Bord befanden.

Basoko liegt 1 km vor dem Zusammenfluß von Kongo und Aruwimi. Es harrte unserer also noch der große Moment, wo wir den gewaltigsten Strom des Kontinents erblicken sollten. Aber sein Eindruck wirkte weniger ergreifend auf uns, als ihn frühere Afrikadurchquerer, Stanley oder Gras Goetzen, schildern. Durch unsere 14tägige Fahrt auf dem Aruwimi waren wir an den Anblick gewaltiger Wasserflächen gewöhnt, und von dem wunder­baren Gefühl, erlöst zu sein von jahrelangen Entbehrungen, Hungersnöten und Todesgefahren, das unsere ersten Vorgänger angesichts des Kongo empfanden, blieb uns, gemäß den im Lause der Zeit sehr verringerten Reise- schwierigkeiten, nur noch ein kleiner Rest zu kosten übrig. So merkten wir das Einbiegen in den Kongo kaum, fanden wir doch keinen großen Unter­schied zwischen dem uns vertraut gewordenen Bilde des unteren Aruwimi und diesem nicht viel breiter erscheinenden neuen Strom. Das liegt haupt­sächlich daran, daß wir nicht, wie überhaupt niemals, während der ganzen Kongofahrt unter dem vollen Eindruck der ungeheuren Breite und Mächtig­keit dieses Stromes standen, dessen breiteste Stelle 30 km übertrifft,- denn zahllose, in fast ununterbrochener Reihe sich folgende, manchmal Wellen­länge Inseln begrenzen den Blick.

Der Distriktsches von Basoko hatte uns empfohlen, die nur eine Stunde Dampferfahrt entfernte Pflanzung Barumbu zu besichtigen, bis wohin er