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Brodbäckerei.
bereits im 15. Jahrh, die Reichen in Rom kein anderes, als deutsches Brod aßen, und deutsche Bäcker nicht nur in Rom, sondern auch in Venedig und in vielen anderen Städten Italiens einheimisch wurden. — Jetzt giebt es — sagt Dr. Rehlen in seiner „Geschichte der Handwerke und Gewerbe"*), welcher wir diese Skizze entnehmen — in (Alt-) Preußen allein 25,000 Bäcker mit 16,000 Gesellen. Bayern zählt bei 9000 Bäcker mit 7000 Gesellen. — „Es liegt aber — heißt es an dem a. O. — in der Eigenthümlichkeit unseres Bäckereigewerkes, daß, seitdem es bereits vor Jahrhunderten zur großen Vortrefflichkeit gelangt ist, von weiterer Vervollkommnung desselben nichts zu berichten ist, und heute, wie immer, ein rechtschaffenes und verständiges Herz die beste Kunst eines Bäckers bleibt. Nur in der Bereitung und Gewinnung des Mehles selbst sind großartige, ausgezeichnete Fortschritte gemacht worden, und solch' ein reines, weißes und haltbares Mehl, wie wir jetzt zu bereiten verstehen, hat kein Zeitalter vor uns zu bereiten gewußt." — In Prag macht — nebenbei gesagt — ein Miihlenbesitzer, Namens Vin- cenz Wawra zun. sogar comprimirtes Mehl (Llacenlis), sog. „Mehlstein", eine Erfindung, welche in Oesterreich und Frankreich pa- tentirt ist, jahrelange Aufbewahrung des Mehles ermöglicht und dasselbe zum Transporte in heiße Länder geeignet macht; denn in Form von Salz- oder Zuckerstücken gepreßt, kann es ohne Nachtheil und sogar ohne Verpackung verschickt werden.
Die Art und Weise, Brod zu backen, und die Sorten von Brod, sind nicht blos in den verschiedenen Ländern von einander abweichend, sondern sogar in ein und demselben Lande. — Leider wird beim Brodbacken meistens aus gewissenloser und gewinnsüchtiger Absicht Kartoffclstärkemehl, Mehl von Bohnen und anderen Hülsenfrüchten, Mehl von Mais, Buchweizen, ja betrügerischer Weise selbst Gyps und Knochenasche beigemischt. Es giebt gewiß keine niederträchtigere Handlungsweise, als die „liebe Gottesgabe" — wie man ja das Brod doch nennt — auf solche Weise zu verfälschen und dem Armen. welcher oft nichts anderes zu essen hat, als ein Stück Brod, für sein hartverdientes Geld auf so schmähliche Art und Weise zu hintergehen, ja dadurch sogar langwierige Erkrankungen und den Tod in die Familien der arbeitenden Klassen zu bringen. Denn auch zu nasses und speckiges Brod wirkt höchst nachteilig auf den Magen, und — dies ist der allergewöhnlichste Betrug. Manche nehmen freilich nur gedankenlos und um sich die Knetarbeit zu erleichtern, viel mehr Wasser zum Brode, als sein sollte. Noch Mehrere thun dies aber schon in der verwerflichen Rücksicht, weil es ihnen von der gleichen Quantität Mehl mehr Brod giebt, als wenn sie dasselbe ordentlich machen würden. Und, da der Bäcker das Brod nach dem Gewichte verkauft, so ist ihm nasses, schweres Brod doppelt vor-
*) Leipzig, bei Otto Wiegand, 1856.