Brodbäckerei.
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theilhaft. Das Publikum bezahlt freilich dann dem Bäcker einen ziemlichen Theil Wasser, statt — Brodes und erhält ein höchst ungesundes Nahrungsmittel. — Es giebt unter den Bäckern sogar Menschen, welche Kupfervitriol, Alaun, kohlensaures Magnesia unter ihr Gebäck schaffen, um damit irgend einen Betrug auszuführen, ohne zu bedenken, daß sie dadurch direkt ihre Consumenten — vergiften.
-Weiß der Himmel, mit welcher Stirne sich ein solcher Mensch
noch „den Großen zu spielen" und „bespornt hoch zu Rosse" durch die Straßen zu paradiren, und mit dummem Hochmuth auf das „Bettel- Pack", gerade die Leute herunter zu sehen wagt, welche mit ihrem sauren Verdienste und auf Kosten ihrer Gesundheit und ihrer Lebensdauer das Luxuspferd des „Lords Mehl" unterhalten helfen müssen. Wäre für solche Cumpane nicht der „Schnellgalgen" des Mittelalters eine sehr heilsame Procedur? — Ja, weiß Gott, mit welcher Stirne die Frau Bäckerin und ihre Töchterlein in seidenen Kleidern und behängen mit goldenen Uhren und Ketten, die von solch' erworbenem Gelde gekauft sind, einher zu rauschen wagen! — Muß man nicht entrüstet sein, wenn man sieht, wie der Arme, der Arbeiter, es gerade ist, auf dem nicht allein die größte Quote der Verbrauchssteuern aller Art, welche ein Staat seinen Unterthanen überbürdet, sondern auch des Profits, von dem die Kleinkrämer und Zwischenhändler leben, lasten, und der dann obendrein bei dem Ankaufe der allernothwendigsten Nahrungsmittel und Lebensbedürfnisse
in Gewicht wie Güte derselben am allerschlimmsten wegkommt.-
Es giebt auch Hausfrauen, welche selbst backen, und die ihrerseits vermeinen, aus Ersparungsrücksichten unter das Brod Kartoffeln, Rüben, oder andere ähnliche Nahrungsstoffe zu mischen. Diese Zusähe geben aber meistens schlechtes Brod, welches viel weniger nährende Bestandtheile enthält, als reines Gctreidebrod. Berechnet man den Preis eines solchen gemischten Brodes nach der Menge seiner nährenden Bestandtheile, so stellt sich dasselbe meistens noch kostspieliger heraus, als reines Gctreidebrod. Daher ist es besser, solche Zusätze immer in anderer Form und gesondert zu genießen. — Ein gutes Brod muß locker und voller kleiner, ziemlich gleichmäßiger Blasenräume sein; es darf weder zu großlöcherig, noch zu fest sein. Die Krume soll gleichmäßig ausgebacken, mit der Kruste zusammenhängen, und diese nicht zu schwarz sein. Das Brod soll einen reinen Geruch und Geschmack haben. Besonders wesentlich ist auch, daß das Brod nicht zu viel Wasser enthalte.
Im Allgemeinen hat die Kunst des Brodbackens seit Jahrtausenden geringe Fortschritte gemacht; denn der in Pompeji aufgedeckte Backofen ist nicht anders construirt, als der in unseren Tagen gebräuchliche.
Die eigentlichen Verrichtungen beim Brodbacken bestehen u. A. nach Pros. Wagner'S Volksgewerbslehre:
1) Im Anmachen und Kneten des Mehles mit Wasser (bei