Gewinnung und Verwendung des Honigs. 579
Flüssigkeit, welche die Bienen aus dem süßen Safte der Blumen-« Nektarinen und reifer Früchte gesogen, in ihrem Magen verarbeitet, durch ihren Mund in die erbauten Wachszellen ihrer Stöcke wieder abgelegt und daselbst angesammelt haben. Gewonnen wird nun dieser angesammelte Honig (Honigkuchen oder Waben), indem er an der Sonne oder in einer sonstigen warmen Räumlichkeit ausgelegt wird, wo er dann von selbst ausfließt oder auch ausgepreßt wird u. s. w. (Das Ausnehmen des Honigkuchens ist eine zur „Bienenzucht" gehörige Verrichtung und erlernt sich aus den (s. S. 468) hierüber handelnden Schriften und aus eigener Beobachtung.) Das Auslässen des Honigs geht nach der alten Methode immer schwer von statten, ist eine unsaubere Arbeit, und es wird Hiebei sowohl viel Honig verdorben, als viel Wachs verloren. Diesen und sonstigen Uebelständen hilft nunmehr, einer Notiz im „Arbeitgeber" (S. 5503) zufolge, ein Apparat gründlich ab, welcher einfach und billig ist, und der mit Dampf aus einem gewöhnlichen Kochofen schnell und gut arbeitet. (Gegen frankirte Einsendung von 7 -HZ und des genauen Maaßes vom Hafenrande, auf welchem er sitzen soll, an die Adresse L. Gerster, V. 0. IVl., im Schlößli bei Bern (Schweiz) kann man sich einen solchen Apparat verschaffen.) Diese Vorrichtung wurde schon auf mehreren Ausstellungen, wie auf jener der Schweizer Bie- nenwirthe zu Raperswyl (1856) mit dem ersten Preise ausgezeichnet.
Man unterscheidet gewöhnlich zwei Sorten Honig. Der weiße, welcher an der Sonne oder in gelinder Wärme aus den Waben von selbst ausgeflossen, ist der reinste und wird gewöhnlich „Jung- sernhonig" genannt. Der gelbe (Seimhonig, gemeiner Honig) wird durch Zerlassen der Waben über dem Feuer gewonnen und hernach durch Leinwand gepreßt; er ist dunkler gefärbt und nicht so angenehm von Geruch und Geschmack.
Preßt man das noch Zurückgebliebene mit heißem Wasser durch einen dichten Sack, so erhält man den Leb Honig oder groben Honig.— Werden die Scheiben mit dem Honig zusammen in Fässer gestampft aufbewahrt, so nennt man diese Masse Rauh- oder Tonnen Honig. Was beim Ausbrcchen der Scheiben aus den Stök- ken oder sonst bei der Behandlung abfließt, heißt Spülhonig.
i Der Honig ist nach Verschiedenheit der Pflanzen, aus welchen die Bienen den Honig sammeln, in Farbe, Geruch und Geschmack sehr verschieden. In Folge dessen unterscheidet man auch Kraut- honig und Haidehonig. Den letzter« liefern solche Bienen, die ihre Nahrung in den Haiden und auf den Buchweizenfeldern suchen müssen; er ist viel dunkler und brauner als der erstere, der von den Bienen herrührt, welche ihre Nahrung von Gärten, Baumblüthen, Rübsaat, Wiesenkräutern u. s.w. ziehen. Der wegen seines lieblichen Geschmackes am meisten geschätzte Honig ist der Lindenhonig (Li- Pitzhonig), welcher vorzüglich aus Gegenden kommt, wo viele Linden in den Waldungen befindlich sind, wie z. B. in Lithauen. — Die-