Heft 
2 (1898) Heft 4
Seite
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tens gezogen ist. Man vergegenwärtige sich den Lichtstrahl, welchen die Laterna magica auf einen Ofenschirm wirft, und man wird eine genaue Vorstellung von dem erhalten, was in dem Saale, welchen wir im Augenblick betreten, vorgeht. Wir vernehmen das Geräusch eines Manipu­lators, welcher im anstossenden Zimmer soeben eine Depesche nach Irland abgibt. Auf einmal ist der Lichtstrahl in der leb­haftesten Bewegung, er verschwindet und erscheint mit Blitzesschnelle, während eine Stimme den Sinn dieser Bewegun­gen in deutlich vernehmbaren Worten und Sätzen wiedergibt, die von den Beamten des anderen Saales gleichzeitig in Heften niedergeschrieben werden.

Wir wollen nun versuchen, dem Leser eine kurze Beschreibung des Apparates zu geben.

Zuerst besprechen wir den Receptor, welcher aus einer Spule besteht, die ähn­lich der des Galvanometers mit einem Drahte umgeben ist. Quer durch das In­nere der Spule geht in einer gewissen Länge ein metallener Cylinder, an dessen Ende ein kleiner Spiegel mittelst eines dünnen seidenen Fadens aufgehängt ist. An der äusseren Seite dieses Spiegels ist in horizontaler Lage ein Magnet von sehr kleiner Dimension befestigt, welcher sammt Spiegel ungefähr den dritten Theil eines Grans wiegt.

Vier Schuh von der Spule entfernt befindet sich ein hölzernes Tafelwerk, in dessen Mitte eine Oeffhung angebracht ist, durch welche die Strahlen einer Lampe gehen, um sich auf dem Spiegel zu vereinigen, und von diesem auf den Pa­pierstreifen reflectirt zu werden, den wir oben besprochen haben.

Der Manipulator, dessen Construction übrigens ausserordentlich complicirt ist, gestattet den electrischen Strom zu wech­seln, sowie auch theilweise die intensiven

Ströme zu neutralisiren, welche in die­sem 3000 Kilometer langen Conductor entstehen, und die Wirkung der ursprüng­lichen Emission abschwächen würden. Man wird nun begreifen, was hier vor­geht, wenn das Bureau zu Valencia ein Signal abgibt. Der in der Spule zu Hearts Content befindliche Magnet erleidet sofort eine Anziehung, zieht den Spiegel mit und macht in Folge dessen den Licht­strahl von der einen Seite der auf dem Papier gezogenen schwarzen Linie ver­schwinden. Ein entgegengesetzter Strom bringt eine entgegengesetzte Wirkung auf dem Papiere hervor. Die erste dieser Be­wegungen bedeutet nun z. B. den Strich, die zweite den Punkt. Man erhält auf diese Weise ähnliche Combinationen wie beim System Morse.

Die Beamten dechiffriren dieses son­derbare Alphabet mit solcher Geschwin­digkeit, dass sie 20 Worte per Minute zu lesen im Stande sind.

Das Nordlicht entwickelt oft so hef­tige electrische Strömungen, dass die Transmission sehr erschwert wird. Diesem Uebelstande ist theilweise mittelst Anwen­dung besonderer Magnete abgeholfen.

Oft würden die unterseeischen Con- ductoren unter der Gewalt eines zu mäch­tigen Stromes zum Schmelzen gebracht werden, wie dies dem Kabel von 1858 widerfahren ist. Um dieser Gefahr vorzu­beugen, hat der geschickte Ingenieur der Gesellschaft, Herr Dickinson einen Appa­rat construirt, welchen er Electrothermo- pile nennt und in dessen Zusammen­setzung Wismuth und Antimonium treten. Dieser Apparat erlaubt die Intensität des Stromes nach Willkür zu erhöhen oder zu vermindern.

Der Electometer ist ein anderer Ap­parat, mittelst dessen Hilfe man ziemlich genau den Ort zu bestimmen vermag, wo sich ein Unfall ereignet hat.