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Richtung die Spulen durchläuft, undumge- kehrt von dem Eleetromagneten rechts angezogen und von jenem links abgestossen wird, sobald die Richtung des Stromes verkehrt wird. — Mit diesem Apparate, der auf der Orleans-Eisenbahn in Gebrauch steht, kann eben so schnell telegraphirt werden als mit jedem andern Zeigerapparate. — Die Anordnung des Ankers des Zeichenempfängers leidet jedoch an einem Uebelstande, da die während starker elec- triseher Störungen in der Atmosphäre auftretenden sehr intensiven Ströme den Anker gewaltsam verrücken und seine Rotationsachse verschieben können. Ein derartiger Zufall würde nothwendigerweise den Zeichenmpfänger unbrauchbar und seine Reparatur unerlässlich machen, während das Siemens’sche Polarisations-Relais derartigen Beschädigungen viel weniger ausgesetzt zu sein scheint.
Professor Gläsener in Lüttich hatte einen Zeigerapparat eingesendet, bei welchem die clavierähnlichen Tasten des Zeichengebers mit Stromwendung kreisförmig angeordnet sind. Der Anker des Zeichenempfängers ist gleichfalls zwischen zwei Eleetromagneten angebracht, die ihn ab- wechselnd in entgegengesetzter Richtung anziehen und wird die Umdrehung der auf einem Sperrrade befestigten Nadel des Zeichenempfängers nicht durch ein Uhrwerk,
sondern direkt durch die alternativenBewe-
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gungen des hinteren Theiles des Ankers bewerkstelliget. Doch eignet sich dieser Apparat nicht für lange Linien, da die zu seiner Drehung erforderliche magnetische Kraft immer grösser ist, als diejenige, welche der Strom auf weite Entfernung entwickeln kann, mag auch das System der Nadel und des Sperrrades noch so leicht beweglich hergestellt werden.
Die Direction der Eisenbahnen in der baierischen Rheinpfalz hatte einen Zeigertelegraphen von Fardely eingesendet, der
durch Anbringung der von Siemens bereits seit längerer Zeit für die Morse-Trans- latoren verwendeten Contaetfeder auch für selbstthätige Uebertragung eingerichtet wurde. Dieser Apparat soll in der Mitte einer 17 Meilen langen, mit IS Stationen in Verbindung stehenden Linie die Cor- respondenz ohne Relais auch bei ungünstiger Witterung ermöglichen.
ln der Abtheilung des österreichischen Kriegsministeriums begegneten wir den von Baron Ebner ausgestellten Zeigerapparaten für militärische Zwecke, die vom Mechaniker S. Marcus in Wien angeferti- get wurden.
Der Zeichengeber ist der Stöhrer’sche Inductions-Apparat, in welchem zwei Spulen an den Enden einer Armatur aus weichem Eisen ober den Polen eines permanenten Magneten rotiren. Der Zeichenempfänger besteht aus einem Eleetromagneten, zwischen dessen Polen ein kleiner Magnet oscillirt und ein an der Achse des Zeigers befestigtes Zahnrad dreht. Die Buchsta- benscheib'e des Zeichengebers hat keine Löcher oder Zähne, in welchen die Kurbel arretirt werden könnte. In Folge dieses Mangels ist es beinahe unmöglich, die Kurbel genau über den zu telegraphiren- den Buchstaben anzuhalten, wenn man mit der erforderlichen gleichmässigen Geschwindigkeit telegraphiren will. Dies ist jedoch kein Versehen, sondern mit Rücksicht auf die Schwere und Form der roti- renden Spulen, welche einmal in Bewegung gesetzt eine beträchtliche Kraft gewinnen, absichtlich so eingerichtet, da diese j Kraft die Zerstörung irgend eines Theiles ] des Apparates herbeiführen könnte, wenn j die Spulen durch die in einen Zahn der Buch- I stabenscheibe einfallende Kurbel plötzlich : angehalten würden.
j Allen Instrumenten dieser Cathegorie dürfte jedoch der electro-magnetische Zeigerapparat von Siemens und Halske in Ber-