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VIII. Coplr-Telegraphen.
Die electrische Telegraphie ist ihrem ganzen Wesen nach eine Errungenschaft der neuesten Zeit, da die ersten, auf praktische Ausnützung hinzielenden Versuche vor nicht ganz 30 Jahren angestellt wurden. Die Geschichte ihrer Entwicklung und ihrer Fortschritte verdient von Allen, als eine reiche Quelle des Unterrichtes angesehen zu werden, da sie uns zeigt, wie durch eine glückliche Vereinigung von Kunst und Wissenschaft der Mensch sich der Naturkräfte zu bemächtigen, dieselben zu mächtigen Bundesgenossen zu gestalten und seine Thätigkeit auf die äussere Welt zu erstrecken vermag:. That- Sache ist es, dass die electrische Telegraphie, die bei ihrem ersten Auftreten mit Zurückhaltung, ja sogar mit ziemlichen Misstrauen aufgenommen wurde, alle Schwierigkeiten zu überwinden, die beiden Hemisphären mit Netzen metallischer, durch unterseeische Kabel mit einander verbundener Drähte zu bedecken und zwischen den auf der Oberfläche der Erde zerstreuten Hauptpunkten des Verkehres sichere und schnelle Verbindungen herzustellen im Stande war.
Dagegen entdeckten die Gelehrten in diesen langen Linien von, so verschiedenen Einflüssen unterworfenen Leitern ein weites und für Versuche ganz geeignetes Feld, dessen sie sich zu bedienen wussten, um die Gesetze der Fortpflanzung des electrischen Stromes eingehender zu studiren und genauer zu bestimmen. Wir sahen, welcher Reihe von Verbesserungen es bedurfte, um von der Beförderung flüchtiger, reeller oder conventio- neller Zeichen zur Wiedergabe der Depe sehen in gewöhnlicher Druckschrift zu gelangen. Dieses an und für sich so schöne Resultat wurde jedoch noch nicht als das Endziel der electrischen Telegraphie angesehen; es gab noch einen möglichen
Fortschritt, nämlich: die eigene Schrift des Aufgebers der Depesche am Endpunkte der Linie hervorzubringen. Dem Bestreben, diess zu erreichen, verdanken die Copirtelegraphen ihre Erfindung.
Bei denselben spielt die von der Hand des Aufgebers niedergeschriebene Depesche nothwendiger Weise die Rolle des Stromgebers und die Zeichen, aus denen diese Depesche zusammengesetzt ist, werden auf einem Papierblatte von derselben Form und denselben Dimensionen wiedergegeben. Auf der gebenden und auf der empfangenden Station ist ein Stift angebracht, der sowohl auf der Depesche als auf dem Papierblatte eine Reihe von parallelen Linien zieht. Sind beim Beginne der Correspondenz die beiden Stifte gleich- massig gestellt und wird der Organismus derbeiden correspondirenden Apparate von synchronistischen Bewegungen erregt, so werden auch die Spitzen der Stifte während der ganzen Dauer der Correspondenz immer dieselbe Stellung behaupten. — Die Apparate dieser Klasse unterscheiden sich sowohl durch die in Anwendung gebrachten Combinationen zur Erzielung des Synchronismus und der Regelmässigkeit der Verrückungen der Stifte, der Depesche und des Papierblattes, als auch durch die Wahl der zur Reproduction der befördeten Zeichen gebrauchten Mittel.
Der Pendelapparat von Caselli in Turin, ausgestellt von der französischen Te- legraphen-Direction, figurirte als einziger Repräsentant der chemischen Copirtelegraphen. Derselbe wurde vor circa drei Jahren auf mehreren französischen Linien dem wirklichen Betriebe übergeben, hat sich aber in der Praxis nur auf einer derselben (Paris-Lyon, 500 Kil. lang) behaupten können, auf welcher er circa 30 De-