Heft 
2 (1898) Heft 10-11
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peschen von 20 25 Worten in der Stunde befördern und dieselben, sowie auch Musikstücke, Zeichnungen und Pläne mit grosser Reinheit wiedergeben soll. Auf längeren Linien werden die von ihm reproduzirten Zeichen undeutlich und so­mit seine Verwendung für Corresponden­zen auf weite Entfernungen nicht thun- lich. Es hat zwar vor Kurzem H. Lambri- quot ein Mittel entdeckt, um die Depesche mittelst einer isolirenden Masse auf Metall­papier zu fixiren, das wie das Original­telegramm zur Beförderung auf einer an* deren Linie benützt werden kann. Dadurch ist sonach die Translation und die Correspondenz auf die weitesten Ent­fernungen mittelst des Casellischen Appa­rates möglich, wenn man von den beträcht­lichen Verspätungen absieht, die sich da­bei ohne Zweifel ergeben würden. Es ist daher wohl nicht anzunehmen, dass sich dieser Apparat eine internationale Geltung verschaffen wird und diess um so weniger, als sich die anfängliche Hoffnung, dass derselbe auf schlechtisolirten Linien bes­ser arbeiten werde, als die Apparate von Morse und Hughes, in keiner Weise be­stätigte. Der in der Ausstellung vorhan­dene Apparat wich von den vielfach von ihm gegebenen Beschreibungen in keinem wesentlichen Punkte ab.

Einen in mehreren Beziehungen be- merkenswerthen Copirtelegraphen hat E. Lenoir^n Paris ausgestellt. Sein System unterscheidet sich von den bisher in An­wendung gekommenen Copirtelegraphen durch die zwei wesentlichen Umstände, dass erstens in demselben jede chemische Wirkung der Electricität gänzlich vermie­den, mithin der Stromkreis frei von feuch­ten Leitern ist, und dass zweitens der Syn­chronismus der sich drehenden Cylinder auf beiden Stationen durch einen discon- tinuirlich wirkenden Regulator erlangt wird, dessen Gang von der gemeinsamen ,

5 Wirkung der Linienbatterie auf beiden Stationen ab hängt.

Die von Lenoir ausgestellten Appa­rate waren nur ziemlich roh ausgeführte Modelle, welche nach ihren wesentlichen Bestandtheilen in Fig. 15 Tafel IV darge­stellt sind. Für die wirkliche Correspon­denz würden die bezeichneten Apparate nebst einigen Hilfsinstrumenten auf jeder der beiden in Correspondenz tretenden Stationen erforderlich sein. Für die nach­stehende Beschreibung des Systemes soll aber der eine Apparat als die gebende, der andere als die empfangende Station betrachtet werden.

Auf beiden Stationen drehen die Uhrwerke A, a die Cylinder B , b aus Horngummi mit nahezu gleicher Geschwin­digkeit um ihre Achsen. Das Gleiche gilt von den Schraubenspindeln C, c, auf welchen die Schlitten Z), d von links nach rechts fortgeschoben werden, und von den durch Winkelräder in Bewegung gesetz­ten vertikalen Achsen F, f. Die Achse F macht etwa 150, der Cylinder B 15 Um­drehungen in der Minute; die Höhe eines Schraubenganges der Spindel G beträgt 0. 8 Minuten.

Die abzutelegraphirende Depesche ist mit gummirter Tinte auf ein mit Blatt- silber beklebtes Papier geschrieben, wel­ches auf den Cylinder B aufgerollt wird. Der Cylinder lässt sich hiezu aus dem Achsenlager N und dem an seinem ande­ren Ende befindlichen Kronrade leicht aus- heben. Während seiner Drehung steht er einerseits mit einem, etwa dem positiven Pole der Linienbatterie in beständiger, an­dererseits durch den Stift E mit dem Schlitten/) nur dann in metallischer Ver­bindung, wenn der Stift nicht auf einem Schriftzuge der isolirenden Tinte ruht. Der Cylinder b der empfangenden Station ist auf seiner ganzen Oberfläche mit einer sehr dünnen Schicht Indigotinte überzo-