Heft 
3 (1870) Heft 4
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hundert Pfunden in Anspruch genommen und wächst diese Inanspruchnahme bei Stürmen (von 70 bis 100 Fuss Geschwin­digkeit in der Sekunde) im bedeutendsten Masse.

Den Stürmen gegenüber haben sich auch die an verschiedenen Orten in Ge­brauch genommenen eisernen Stangen, welche abgesehen von ihrer allerdings grösseren Kostspieligkeit eine weit grössere Dauer als die hölzernen Stangen haben, nicht bewährt. Sie wurden sogar da, wo die hölzernen Stangen stehen blie­ben, umgebogen oder mit ihren Substruc- tionen aus der Erde herausgedrückt. In Folge dessen zerrissen die Leitungsdrähte, die Stützen der Isolatoren brachen ab und der Betrieb wurde vollständig gestört; die Wiederherstellung war überdies mit grös­seren Schwierigkeiten, als bei Linien mit hölzernen Stangen, und mit noch grösseren Kosten verknüpft.

Neben der zerstörenden Kraft der Stürme wirken jedoch noch andere, sich beständig wiederholende, durch atmosphä­rische Einflüsse bedingte Ursachen in nach­theiligster, den Betrieb störender Weise auf die oberirdischen Leitungen.

Diese Ursachen sind: a) Der Temperaturwechsel.

Bekanntlich dehnen sich die Me­talldrähte mehr wie viele andere Kör­per bei zunehmenderWärme aus und ziehen sich bei abnehmender wieder zusammen. *)

Mit Rücksicht hierauf muss der Durchhang der Drahtleitung zwischen je zwei Stangen vorsichtig bemessen werden.

In milden Wintern und Sommern mit ziemlich gleichmässiger Tempe­ratur zeigen sich keine erheblichen

*) Der Durchhang eines auf 20 Ruthen normal gespannten Eisendrahtes ist bei -f 25° R. dreimal grösser als bei 18° R.

Uebelstände. Anders ist es jedoch bei dem nicht seltenen Eintritt grosser Hitze. Die Ausdehnung der Drähte wird dann so gross, dass die einge­tretene Schlaffheit bei jedem gewöhn­lichen Winde, der die Leitungen schon in starke Schwingungen ver­setzt, gegenseitigeBerührungen trotz des parallelen Hanges der Drähte herbeiführt. Die elektrischen Ströme gehen dann von dem einen Leitungs­drahte auf die andern berührten über, so dass sich die Depeschen vollstän­dig verwirren und die Drähte bis auf einen ausser Betrieb gesetzt werden müssen. Die Leitungsdrähte sind dess- halb etwas straff, wenn auch nicht zu stark zu spannen. Findet nun im Frühjahre und Herbst, in der Ueber- gangszeit vom und zum Winter, ein plötzlicher Wechsel zwischen mil­dem Wetter und grösserer Kälte statt, so bewirkt die bedeutende Abkühlung eine starke Anspannung oder gar ein Reissen der Drähte. Hierdurch wird eine schädliche Bewegung des Ge­stänges, namentlich der Winkelstan­gen, zumal wenn sie mit vielen Lei­tungen belastet sind, hervorgebracht, b) Der Eisansatz bei Rauhfrost.

In den Wintermonaten bildet sich bei plötzlichem Witterungswechsel, vornehmlich bei schnellem Uebergang von mildern, feuchtem Wetter zu star­ker Kälte, eine Eiskruste von cylin- derförmiger Gestalt um denLeitungs- draht. Diese Eiskruste erreicht er- fahrungsmässig mitunter eine Stärke bis zu 6 Zoll und verursacht durch die bedeutende Vermehrung des Ge­wichts, besonders bei eintretenden Stürmen, ein Reissen der Drähte und Umbrechen der Stangen. Das Ge­wicht der zwischen je 2 ca. 20 Ruthen von einander entfernt stehenden