Anschauung, di« man hinsichtlich des Telegra- ‘ phen noch vor kaum zwei Dezenien hatte, als ] dass wir dessen Reproduciruug unterlassen konnten. Derselbe lautet wie folgt: j
„Der electro-magneti sc he Telegraph* ! von dem man so viel Rühmens macht, will sich | noch immer nicht practisch bewähren. — In Russland bedauert mau nicht so sehr die darauf verwandten grossen Kosten, als dass man sich hinsichtlich der gehofften Erfolge völlig täuschte. | Genauer Erkundigung zufolge erfährt man, dass jener Telegraph auch in England und Frankreich bei Eisenbahnen nur dasjenige sehr unvollkommen leistet, wozu man früher viel zweckmässiger optische Signal Vorrichtungen gebrauchte. Diese bestanden nämlich in einer Art Telegraphen, mit denen man nur wenige Signale machte, über deren Bedeutung vorher Verabredungen getroffen waren. Während man sich nun hier bei uns erzählt, dass der electro-magne- tische Telegraph in Amerika ganze Parlamentsreden in einem Moment Hunderte von Meilen befördert, ist man mit der Sache in Wahrheit auch dort nicht weiter, wie bei uns; jedoch gibt man die Hoffnung nicht auf, damit za Staude zu kommen, da, wie man dort versichert, in Europa fast alle Städte und Dörfer durch electro - magnetische Drähte verbunden wären und man sogar nahe daran sei, durch selbige fruchtbaren Regen und gesegnete Zeiten direkt vom Himmel herab zu holen.
Ein aus der Washington-Union in denNew- York Herald und in andere amerikanische Zeitungen übergegangener Artikel bezeugt, in welcher Weise man sein Publicum damit belustigt.
Derselbe enthält unter Anderen folgendes Gespräch zwischen den TelegraphenstationenWas- hington, Baltimore, Philadelphia und New-York:
Philadelphia. Wer spricht da?
Washington. Wenn ihr von allen Weitenden | zugleich schreit, so kann man sein eigenes Wort nicht hören.
Philadelphia. Washington, was soll das heissen? Wart, mit Dir habe ich noch ein Hün- chen zu pflücken. I
Baltimore. Philadelphia, halte Frieden und sage New-York, er solle mich klecksen (to write dots) lassen.
Philadelphia. Ja, warte eia wenig. New- York! sage an Washington, dass er kleckse.
New-York. Ja! Ja! Washington, kleckse mal! (Washingtonkleckst.) So,das ist gut; nun habe ich Dich gefasst.
Washington. Versteht Ihr jetzt, was ich schreibe ?
New-York, da wohl.
Washington. Habt Ihr Professor Morsen’» Auftrag für seine Tochter erhalten?
New-York. Ja wohl, vorgestern werde ich kommen.
Nachdem nun die Washington-Union de* Telegraphen noch einige nicht gut zu übersetzende Lokalwitze reissen lässt, versichert si# schliesslich, dass die Ausführung obiger Seen# etwa nur ein Tausendtheil von der Zeit ausgefüllt habe, deren man bedurfte, um die schriftlich# Mittheilung davon zu lesen.
Der Electro-Magnetismus ist allerdings ein für die Naturwissenschaft wichtiger Gegenstand, eben desshalb aber ist zu beklagen, dass mit demselben vielfältig eine Charlatanerie getrieben und Hoffnungen erregt werden, die nicht zu re- alisiren sind.“
Personal-Nachrichten.
Auszeichnung:
Der k. k. Staats-Telegraphen-Direktor Carl Brunner- Wattenwyl erhielt das Coxnthurkreuz 2. Classe des königl. sächsischen Albrechts-Ordens; die k. k. Telegraphen-Iuspektoren Gustav Kailinger von Aspernkauipf und Dr. Hermann Ulitzcr, sowie der k. k. Telegraphen-Commissär Adolf Klar, das Ritterkreuz desselben Ordens.
Aenderangen
imstande derk. k. undk. ung. Staats-Telegraphen- Beamten in d#r Zeit von i. November 1867 bis 3i. Jänner i868.
Ernennungen:
Zum Obertelegraphisten:
Julius Oberkamp, II. Classe, in Essegg.