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demselben die Luft verdünnt und hinter demselben condensirt. Die ganze Anlage, welche sich im Jahrgange 1866, Heft 4 und 5. Seite 90, der Zeitschrift des deutsch­österreichischen Telegraphen - Vereines ausführlich beschrieben findet, wurde von Siemens et Halske ausgeführt.

Für die Verbindung der Central­station in Paris mit der Börse, dem Mini­sterium des Innern und einigen anderen, im Mittelpunkte der Stadt gelegenen Te­legraphenstationen hat der französische Telegraphen-Inspector Baron dieselbe Aufgabe in etwas verschiedener Weise ge­löst. Baron benützt als bewegende Kraft den in den Wasserleitungen von Paris vorhandenen constanten Druck, welcher in den um dieTuilerien gelegenen Stadtthei- len 50 cm. Quecksilber beträgt. In jedem Bureau befinden sich zwei grosse eiserne Gefässe, von je 4 Kubikmeter In­halt; das untere ist etwa & m. tiefer als das andere aufgestellt. Das obere Gefäss steht direct mit der Wasserleitung und mit dem unteren, das letztere überdies mit den unterirdischen Strassenkanälen und durch ein schmiedeisernes Rohr von 65 mm inne­rem Durchmesser mit der nächsten Sta­tion in Verbindung. In diesem Rohre glei­ten mit ziemlichem Spielraum eine Reihe hohler Pistons aus Eisenblech von 15 cm. Länge, welche je 40 Depeschen fassen und durch einen aufgeschraubten Deckel verschlossen werden können. Der letzte Piston trägt an seinem hinteren Ende eine einfache Liederung aus radial aufgehefteten Ledersectoren,

Um einen Train zu befördern, wird die obere Eisenkufe aus der Wasserlei­tung gefüllt, wozu etwa zwei Minuten er­forderlich sind. Nach dem Oeffhen des Zwischenhahnes strömt dieses Wasser­quantum in die untere Kufe und bringt in ihr den Luftdruck auf ungefähr zwei At­mosphären. Setzt man nun dieses Reser­

voir mit der Röhrenleitung, in welche die Pistons mit den Depeschen eingelegt wur - den, in Verbindung, so werden dieselben durch den Druck der condensirten Luft fortgeschoben und langen auf der näch­sten, im Pariser Netze durchschnittlich ein Kilometer entfernten Station etwa nach Verlauf einer Minute an. Specielle Messungen haben ergeben, dass ein Druck von 7 Kilogrammen auf den Piston dem­selben eine mittlere Geschwindigkeit von einem Kilometer per Minute mittheilt.

Die Anfangsgeschwindigkeit ist na­türlich eine viel bedeutendere und so gross, dass die Pistons bei diesem Ver­fahren rasch abgenützt werden. Man hat desshalb den Vorgang dahin modifizirt, dass man den Luftdruck der unteren Kufe nur um 10 cm. Quecksilber steigert, dann den Piston seine Bewegung beginnen lässt und den Druck constant erhält, in­dem man in die untere Kufe aus der obe­ren fortwährend die erforderliche Wasser­menge nachströmen lässt.

Die Einrichtungskosten des ganzen Netzes mit 6 Kilometer unterirdischer Röhrenleitung in den Strassen der Stadt und 7 Bureaux, von welchen jedes ausser den bereits genannten noch eine dritte Re­servekufe für die comprimirte Luft besitzt, betrugen 230.000 Frcs. Da die Bedienung von dem in den Stationen ohnehin vor­handenen Personale geleistet wird, so re- duziren sich die Betriebskosten auf den Verbrauch an Wasser, von welchem je 73 Kubikmeter mit 5 Frcs.bezahlt werden. Die erforderlichen schmiedeisernen Röh­ren werden von einer Fabrik in Montlu- §on nach einem neuen Verfahren herge­stellt. Blechstreifen von passender Breite werden warm auf einen Dorn gerollt; gleichzeitig wird auf die der Länge nach geradlinig fortlaufende Nuth ein schmaler Streifen Blech von aussen aufgeschweisst. Die Verbindung der Enden erfolgt so voll-