84

Auf diesen wurden in den letzten : Jahren 2.200.000 Depeschen expedirt.

Es fragt sich nun, ob wir auf den ge­gebenen derzeit vorhandenen Betriebsmit­teln die durch die Herabsetzung des Ta- rifes zu gewärtigende bedeutende Mehr­zahl der Depeschen befördern können, ob ! die gegebenen Mittel für den bedeuten­den Zuwachs an Depeschen leistungsfä­hig wären? Da lehrt nun die Statistik das nicht uninteressante Datum, dass unter , den grösseren europäischen Telegraphen- ! Verwaltungen die österreichische Tele- 1 graphen-Verwaltung es ist, welche ihr | Netz, nämlich ihre Drahtlänge relativ am intensivsten, am meisten benützt und aus- ; beutet. I

i

Wenn man die Zahl der Depeschen I durch die Drahtlänge dividirt, so erhält j man einen Quotienten, den man technisch ; die sogenannte Meilendepesche nennt, und i diese zeigt, dass in Oesterreich im Jahre

1862 die Meilendepesche 234, im Jahre

1867 aber 481 betrug, dass in Preussen im vorigen Jahre die Meilendepesche nur 292, in Frankreich nur 190 betragen hat, dass wir also mit der relativen Ausnützung s der Drahtlänge am allermeisten voraus j sind. |

Ein anderes, auch nicht uninteres- j santes Datum ist die Durehschnittsge- j schwindigkeit bei der Beförderung. j

Wenn ich das Beispiel von einer der grössten Kronlandshauptstädte bis nach Wien hernehme, so war in Oesterreich die Durchschnittsgeschwindigkeit im Jahre

1863 noch 50 Minuten; durch die vers mehrte Anzahl der 'Depeschen und die Entwicklung des Telegraphenwesens ist sie im vorigen Jahre schon nur 69 Minuten gewesen, sie hat sich also bedeutend ver­langsamt.

Es stellt sich also wiederholt heraus dass, um zu einem niederen Telegraphen­satze herabzugehen, es nothwendig ist, ;

Vorbereitungen zu treffen, dass die Arbeits­kräfte und Betriebsmittel in solcher Weise verstärkt werden, um nicht etwa durch einen Abbruch der Schnelligkeit denZweck des Telegraphen zu vereiteln und um jedenfalls- auch bei einer stark anwachsen­den Mehrzahl der Depeschen dem Dienste vollkommen genügen zu können.

Was nun die Arbeitskräfte und Be­triebsmittel betrifft, so kann ich dem hohen Hause erklären, dass gegenwärtig 300 Aspiranten, tüchtig geschulte Männer da sind, welche sich sehr gerne mit den beste­henden Telegraphisten dem Dienste des steigenden Verkehrs widmen würden; dass die telegraphische Werkstätte, die wir habefn, bereit ist, die erforderliche Mehr­zahl der Apparate beizustellen; dass auch mit Rücksicht auf die Produktion der in­ländischen Eisenindustrie die Telegraphen­verwaltung in der Lage wäre, in dieser Arbeitscampagne eine Vermehrung von 1000 Meilen in der Drahtlänge zu liefern ; aber wie sich klarergibt, ist es der Kosten­punkt, welcher für die erwähnten Anschaf­fungen und Vermehrungen hervortritt, auf welchen es allein ankommt. Die Frage ist zuletzt eine finanzielle und sie spitzt sich zu einer Budgetfrage zu; es würde der Regierung sehr angenehm und erwünscht sein, wenn durch die Votirung der erforderlichen Geldmittel jenerZustand herbeigeführt wrnrde, dass der Telegraph

in weitern Kreisen benützt und den volks-

wirthschaftlichen und Verkehrsinteressen in nützlicher Weise entsprochen w r erden könnte. Ich glaube schuldig zu sein, dem h. Hause die faktische Sachlage zu ent­wickeln; ich erkläre aber hiemit, dass die Regierung vollkommen einverstanden ist, dass der Antrag des Herrn Abg. Dr. Roser einem Ausschüsse und beziehungsweise dem volkswirthschaftlichen Ausschüsse zur Berathung und weiteren Antragstellung überwiesen werde, weil die diesfäiiigen