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nehmen, dass unter 10 Störungen nur eine j von dem Aufseher der Staatstelegraphen behoben wird.

Die Bahnverwaltungeu haben an je­der Störung ein so grosses Interesse, dass dieselben Alles aufbieten werden, solche zu vermeiden, wenn man ihnen die Mittel hiezu in die Hände gibt.

Diess lässt sich jedoch bei der gegen­wärtigen Einrichtung nicht erzielen, weil den Bahnaufsehern und Bahnwächtern die genügenden Instruktionen mangeln und weil dieselben überdiess, so lange nicht auffallende Störungen Vorkommen, solche auch nicht beseitigen, sondern den k. k. Leitungs-Aufseher, laut ihrer Instruktion, blos avisiren. So geschieht es, dass Stö­rungen oft sehr geraume Zeit dauern und die Telegraphenbeamten auf die Folter spannen, wenn es in ihrer Absicht ist, nicht umsonst beim Apparate zu sitzen. Bei gu­tem Leitungszustande ist es weniger an­strengend, ja sogar angenehm, Telegraphist zu sein, bei schlechter Leitung hingegen eine wahre Marter, und würde man einen Beamten, welcher persönlichen Eifer hat, stets auf solche Linien eintheilen, er möchte 10 Jahre früher unfähig werden, den Dienst zu versehen. Diess wird kaum Jemand, der mit dem Apparattische vertraut ist, be­streiten. Ein phlegmatischer Beamter aber ruht auf Kosten der Verwaltung bei derlei Fällen gemüthlich aus und kümmert sich am Ende wenig, ob die Depeschen Ver­spätungen erleiden oder nicht.

Alle diese Uebelstände wären leicht zu beheben, und zwar mit Vortheil für das Publikum, für die Bahnen und für die Staatsverwaltung.

Man übertrage die Instand­haltung der Leitungen längs der Bahnen an die betreffenden Bahn- verwaitungen. Dieselben werden sie gewiss um einen geringeren Betrag recht

gerne übernehmen, als die Erhaltung der Leitungsaufseher kostet.

Fast auf jeder Bahnstation befindet sich ein Bahnaufseher, welcher seine Stre­cke unbedingt jeden Tag einmal zu Fuss durchgehenmuss. Derselbe steht unter der strengsten Controle und kann sich seiner Aufgabe keinesfalls ent­ziehen, während die k. k. Leitungsaufseher, sich selbst überlassen, fast ohne jede Controle, in der Regel die ihnen zuge- theilten Strecken nur befahren und in Folge dessen kleineStörungengarnicht bemerken.

Der Bahnaufseher, über die Herstel­lungsart gut unterrichtet, mit dem nötigen Werkzeug versehen, würde bei der Stre­ckenbegehung mit Hilfe der Bahnwächter und den auf der Strecke jeder Zeit be­schäftigten Arbeitern, wenig Mühe haben, allfällige Störungen zu beheben, während der Telegraphenaufseher oft halbe Tage lang und länger nur nach Arbeitern su­chen muss.

Die Bahndirectionen wären, nachdem diess nur eine geringeNebenarbeit für die Bahnaufseher bilden würde, sicher so um­sichtig, denselben nur dann eine Gratifi- cation zukoramen zu lassen, wenn sich in ihrer Strecke, mit Ausname von Elemen- tar-Ereignissen, längere Zeit kein An­stand ergeben sollte. Der Staatsverwal­tung stünde dabei noch immer die Ober­aufsicht zu.

Dass hierdurch nicht nur die perma­nenten Linienstörungen gründlich besei­tiget, sondern auch wirkliche Ersparnisse erzielt werden würden, glauben wir als ausgemacht betrachten zu dürfen.

Ein weiteres Ersparniss ist durch die gänzliche Aufhebung der Controle bei den Bahnbetriebsapparaten geboten. Die­jenigen, welche oft am Controlapparate arbeiten, werden zur Ueberzeugung gelangt sein, dass mit Ausnahme weniger Fälle, die Controle eine absolut nutzlose ist. Ist