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die Bahn geneigt, das Telegraphen-Aerar um die Gebühr zu benachtheiligen, so stehen ihr alle Mittel zu Gebote es trotz der strengsten Contrôle zu thun. Die Glo­ckensignalleitungen, welche bereits auf vie­len Bahnen eingeführt sind, und sich mit der Zeit durchgehends als ein unerlässli­ches Betriebsmittel Bahn brechen müssen, schliessen durch ihre Einrichtung schon jede Contrôle von selbst aus. Ebenso bleibt es den Bahnbeamten unbenommen, ihren eigenen Privat - Correspondenzen einen dienstlichen Anstrich zu geben und die Controleure irre zu führen.

Die Contrôle ist somit ganz zwecklos.

Ausserdem werden durch die Appa­rateinschaltung in den Staatsämtern die Leitungsstörungen nur vermehrt, weil man annehmen kann, dass je mehr Apparate sich in einer Partialkette befinden, desto mehr Störungen entstehen können.

Um die Contrôle zu üben, sind auf der Strecke in gewisser Entfernung die Staats-Stationen mit einer Anzahl Beamten dotirt und halten ununterbrochen Dienst, während die eigentliche Correspondenz füglich durch 1 oder höchstens 2 Beamte bestritten werden könnte.

Es steht ja der Staatsverwaltung oh­nehin jederzeit frei durch ihre Organe Einsicht in den Betriebsverkehr neh­men zu lassen. Nötigenfalls möge man in Kriegszeiten Staatstelegraphisten den Bahnstationen zuweisen, wofür in solchen

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Fällen von den Bahnverwaltungen an den Staat recht gerne Vergütung geleistet werden dürfte, weil es gerade in jener Zeit für die Bahn am wichtigsten ist, geschulte Telegraphisten im Dienste zu haben.

Ein weiterer Nutzen dürfte der Staats­verwaltung durch die Uebertragung von Telegraphenbauten längs der Bahnlinien an die Eisenbahngesellschaften erwachsen. Letztere werden in ihrem eigenen Inte­resse gerne darnach greifen, weil ihre ei- j Tdagrmm Nr. 7 aal 8 «

gene Lebenskraft für den Bahnbetrieb an denselben hängt. Ohne einer guten Tele­graphenleitung ist die Bahn mit ihrem Personale in steter Qual der Ungewissheit.

Die Eisenbahngesellschaften können die Leitungen billiger als jedweder Unter­nehmer herstellen, weil ihnen die Local­verhältnisse sehr zu'Gute kommen. Sie werden keine Leitung bauen, welche in Kürze umzufallen droht, und von der Staats­verwaltung neuerdings umgearbeitet wer­den muss; es wird in ihrem Interesse liegen für sich und für den Staatstelegra­phen jede Störung zu vermeiden j sie werden das beiderseitige Interesse wahren, besser wahren als solches die Staatsver­waltung thun kann, weil Letztere weniger in die Bahnverhältnisse eingeweiht ist.

Um Nachtheil für die Staatsverwal­tung zu verhüten, hat sie ja das Recht, die nöthige Controle durch den k. k. Bau­leiter üben zu lassen.

Wir sind der Ansicht, dass ein Versuch, diese Vorschläge mit Umsicht durchzufüh­ren, reichlichen Lohn finden müsste.

I. F. H.

Die internationale Wiener Telegra- phen-Conferenz.

Es wäre eine überflüssige Arbeit, wenn wir uns bei dem heutigen Entwicklungs­grade des Telegraphenwesens erst der Mühe unterziehen wollten, den hohen, ja unberechenbaren Werth der Telegraphie nachzuweisen.

Wenn wir denselben an dieser Stelle dennoch hervorheben, so geschieht dies lediglich zu dem Zwecke, um den Masstab anzudeuten, welcher zur richtigen Beur- theilung der t Wichtigkeit der internatio­nalen Telegraphen-Conferenzen und Ver­träge angewendet werden muss.

AL Verkehrsmittel von eminent kos*

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