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Inhalt.

Text: Ueber die Verwendung der Frauen für den Telegraphendienst. Die Wiener Privat-Telegraphen-Anstalt. Das galva­nische Element als Telegraphenleitung. Rundschau. Eröffnung neuer Tele­graphenstationen. Personalnachrichten. Inserate.

Illustration: Telegraphen-Netz der Wiener Pri- vat-Telegraphen-Gesellschaft.

Ueber die Verwendung der Franen für den Telegraphendienst

Die im Jahre 1868 zu Wien abgehal­tene internationale Telegraphen-Conferenz hat in ihrer 16. Sitzung die Herausgabe eines offiziösen, in französischer Sprache redigirten Telegraphen-Journals beschlos­sen und mit dem Vollzüge dieses Be­schlusses das gleichzeitig ins Leben ge­rufene internationale Telegraphen-Bureau in Bern betraut, ln Folge dessen hat das Berner Bureau mit der Publikation das Journal télégraphique, von welchem allmonatlich eine Nummer erscheinen soll, am 25. November 1869 begonnen. In der zweiten und dritten Nummer dieses Journals begegnen wir einem Artikel über die Ver­wendung der Frauen für den Telegraphen­dienst, welcher einerseits die liberalen An­schauungen des internationalen Bureau» so deutlich wahrnehmen lässt, und ande­rerseits für die Beurtheilung des Werthes und der Verwendbarkeit der Frauenarbeit so beachtenswerte Momente enthält, dass wir uns freuen, das Wiedererscheinen desTelegramm mit der Reproduktion des fraglichen Artikels einleiten zu können.

Der fragliche Artikel lautet :

,,In dem Masse, als in Folge wieder­holter Herabsetzung der Telegraphen- Tarife das Durchschnittserträgniss der Depeschen mehr und mehr vermindert wird, müssen die Verwaltungen darauf bedacht sein , Massregeln aufzusuchen,

welche ohne Beeinträchtigung der Interessen des Publikums durch eine all­fällige Verminderung der Pünktlichkeit in der telegraphischen Beförderung geeignet erscheinen, die Kosten des Be­triebes weniger empfindlich zu machen.

In dieser Hinsicht dürfte es nicht un­erwünscht sein, die Erfolge kennen zu lernen, welche durch die Theilnahme der Frauen am Telegraphendienste von Seite derjenigen Verwaltungen erreicht wor­den sind, welche dieselben zur Mitwir­kung beigezogen haben.

Obwohl wir nicht, positive Daten für alle jene Verwaltungen besitzen, die an der zu Wien revidirten Pariser Telegra- phen-Conventior/ theilgenommen haben, so haben wir doch von der grossen ^ Mehr­zahl derselben über diesen Gegenstand Mittheilungen erhalten, welche uns nun­mehr gestatten , diese Frage in einer nahezu vollständigen Weise zu be­sprechen.

Mit Rücksicht auf die Verwendung von Frauen können die Telegraphenver­waltungen in vier verschiedene Klassen eingetheilt werden.

In der ersten Klasse wird die Frau­enarbeit überhaupt nicht zugelassen; in der zweiten ist die Frau nur eine Hilfs­arbeiterin, welche als Glied der Familie des Beamten aufgenommen wird und unter dessen Verantwortlichkeit arbeitet; in der dritten kann sie mit der selbst­ständigen Dienstleistung in einem Bureau betraut werden , aber ihre Mitwirkung ist beschränkt auf Stationen zweiten Ranges; in der vierten endlich nimmt sie Theil an der Depeschenbeförderung in Stationen jeder Gattung.

I.

Die erste dieser Klassen begreift der­zeit noch die grosse Mehrzahl der euro­päischen Verwaltungen in sich, und zwar