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Annahmen der Oeffentlichkeit Einsicht in die Verwendung der Frauenarbeit im Felde geworden.

Zwei Veranlassungen führten dazu: einerseits sah sich die Armeeverwaltung durch die sich mehrenden Unzulänglichkeiten und Klagen genötigt, die Frauenarbeit im Felde zu organisieren und andererseits bewirkte die Anregung der katholischen Reichs-Frauen­organisation, daß der Chef der Ersatzreserve Frauen zum Schutz ihrer Geschtechtsgenossinnen heranzog. Es wurden zunächst Vertreterinnen des Bundes österr. Frauenvereine, der Katholischen Frauenorganisation für Niederösterreich, des VereinesSoziale Hilfe, des Reichsver­bandes der sozialdemokratischen Frauen, des christlichen Frauen­bundes, der Reichsorganisation der Hausfrauen Oesterreichs, des Verbandes deutscher Hausfrauen und der Vereinigung der arbeitenden Frauen zu einer grundlegenden Besprechung eingeladen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Gründung einer Frauenschutzkommission vereinbart, welcher die Vermittlung zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeiterinnen obliegen soll. Der Chef des Ersatzwesens für die gesamte bewaffnete Macht, Exz. Baron Hazai, bestellte gleichzeitig Fraueninspektorinnen, welche im Armeebereiche die Formationen zu bereisen haben, in welchen Frauen beschäftigt sind. Sie haben sowohl deren Leistungen als Bedürfnisse und Begehren zu prüfen und den Vorgesetzten Bericht zu erstatten. Es ist selbstverständlich, daß da­durch die im Felde beschäftigten Frauen in Evidenz gehalten sind.

Und nun erwies sich, daß nahezu 50.000 Frauen allein der Isonzoarmee zugeteilt sind.

Die Sanierung und der Schutz dieser weiblichen Arbeiter­schaft liegen im Interesse der sozialarbeitenden Frauen, aber auch das Interesse der Armee erheischt, daß zufriedene, arbeitstüchtige und sittlich unbeanständete Frauen den Dienst an der Front ver­sehen. Der Umstand, daß sich zunächst abenteuerlustige Elemente für densolben gemeldet hatten und daß die Verwaltung der Ersatz­reserve wahllos die sich bietenden Kräfte einstellte, hat zu Miß­ständen geführt, die nun bereinigt werden sollen.

Der Wille dazu ist vorhanden, die Frauenorganisationen sind ihrer Verpflichtung eingedenk und die Leitung der Ersatzreserve scheint die Angelegenheit ernst zu nehmen. Oberstleutnant Juli er, welcher die Seele der Organisierung ist, läßt es an Bemühungen nicht fehlen. Er hat, um die Tätigkeit der Frauenschutzkommission über die theoretische Anteilnahme zu werktätiger Arbeit zu leiten und um andererseits die Oeffentlichkeit über die Lage der an der Front arbeitenden Frauen zu beruhigen, am 18. und 19. Apri) eine Frauenkonferenz veranstaltet, welche den persönlichen Kontakt der Frauenschutzkommission mit den Armee-Frauen-Inspektorinnen zum Zweck hatte. Es sollten die Letzteren über ihre Tätigkeit und Wahr­nehmungen berichten, den Ersteren Gelegenheit geboten werden, sich durch Fragen zu unterrichten. Auch sollten beide Gruppen zu­einander Vertrauen fassen, auf daß ein reger Wechselverkehr an­gebahnt würde, um die Zwecke der Schutzaktion zu fördern.

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