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Im Juli 1907 kam dem Verein die beglückende Ver­ständigung zu, daß Ihre kaiserl. Hoheit die Höchste Frau Protektorin zu gestatten geruhten, daß der bisherigen Be­nennung des VereinesWiener Frauenheim der höchste NameErzherzogin Marie Valerie beigefügt werden dürfe.

In das an denkwürdigen Begebenheiten so reiche Jahr 1097 fiel leider die erste schwere, dem Ausschüsse bange Sorge bereitende Erkrankung der Präsidentin, Frau Marie Edlen von Robert. Dank des kräftigen, widerstandsfähigen Organismus der Kranken gelang es der Kunst der behandeln­den Ärzte, unserer Präsidentin die Gesundheit teilweise wie­derzugeben. In der Zeit vom 14. Februar bis Ende September 1907 hatte die Vizepräsidentin Fräulein Johanna Flecken­stein die Leitung des Vereines übernommen und dieselbe in bewährter Weise geführt.

Im August 1908 wurde in aller Stille der 25 jährige Bestand des Pensionshauses gefeiert. Ein Festmahl vereinigte die Damen Pensionärinnen, welche in Dankbarkeit ihrer Gönner und Wohltäter gedachten.

Zu Weihnachten 1908 begann das Herzleiden, an dem Frau von Robert schon seit Jahren litt, die arme Frau mit erneuter Heftigkeit zu quälen. Im Jänner 1909 wurde der Zustand der Kranken derart bedenklich und gefahrdrohend, daß man allseits auf das Schlimmste gefaßt war. Am 23. März erlöste der Tod die Präsidentin von ihrem qual­vollen langen Leiden. Der Verein beklagte aufs tiefste das Hinscheiden dieser edlen, hochherzigen Frau, deren Name bereits im Jahre 1883 in der Liste der Gründer zu lesen war und unzertrennlich verknüpft sein wird mit der Geschichte des Wiener Frauenheim. Im Jahre 1884 in den Aus­schuß gewählt, gehörte die Verstorbene demselben durch ein volles viertel Jahrhundert an. Wie schon an anderer Stelle bemerkt, übernahm Frau von Robert nach dem im Jahre 1888 erfolgten Rücktritte der am 15. Februar 1909 in Baden ver­storbenen Präsidentin Frau Hofrat Johanna von Hebra die Leitung des Vereines. Dank ihrer gesellschaftlichen Stellung, Umsicht und Tatkraft war es Frau von Robert gelungen, im Laufe der Jahre den Verein derart auszugestalten und zu be­festigen, daß, wie zu berichten wir bereits die Ehre hatten, im Jahre 1906 mit dem Neubau eines Pensionshauses be­gonnen werden konnte. Nicht unerwähnt dürfen wir lassen, daß zur finanziellen Fundierung des Unternehmens nicht in letzter Linie die von Frau von Robert seit dem Jahre 1887 mit so viel Erfolg arrangierten, alljährlich wiederkehrenden und in den Gesellschaftskreisen Wiens so beliebten Frauen­heimbälle beigetragen haben. Während sich die in den Jahren 1884, 1885 und 1886 zugunsten des Vereines abgehaltenen

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