Im Forschungsbereich „Koloniale Infrastrukturen“ macht das Technische Museum Wien sämtliche Dokumente und Objekte zugänglich, die im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojekts – gefördert durch das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport – digitalisiert, wissenschaftlich bearbeitet, kolonialkritisch kontextualisiert und beschlagwortet wurden.
Die Archivbestände umfassen vier Verkehrsinfrastrukturprojekte, bei denen österreichische Beteiligungen bei Planung/Bau oder direkte/indirekte Verwertungsinteressen der Habsburgermonarchie nachweisbar sind: der Suezkanal in Ägypten sowie ausgewählte Eisenbahnprojekte in Brasilien (Dom Pedro II.-Bahn), Indien (North Western Railway) und Namibia (Otavibahn).
Die verbesserte und freie Zugänglichkeit der (hand)schriftlichen Dokumente (als Volltext durchsuchbare bzw. mit Schlagworten und Annotationen versehene Transkriptionen) und des vielfältigen Bildmaterials (als hochauflösende Scans) eröffnet neue Perspektiven für einen kritisch-reflexiven Umfang mit kulturell sensiblen Quellen zur Kolonialgeschichte und bildet die Ausgangsbasis für vertiefende Recherchen und multiperspektivische Forschungsfragen.
Mit der Onlineveröffentlichung des Quellenmaterials möchte sich das TMW aktiv am Prozess musealer Dekolonisierung beteiligen und über die Rolle von technischen Museen – die aufgrund eines westlich dominierten Verständnisses von technologischem Fortschritt lange Zeit als strukturelle Verstärker von eurozentristischen Narrativen fungierten – selbstkritisch reflektieren. Im Sinne eines inklusiveren und zeitgemäßeren Erschließungsansatzes wurden problematische Darstellungen und Begriffe, aus einer diskriminierungs- und rassismuskritischen Perspektive möglichst sorgfältig bearbeitet und kontextualisiert.
Das Rechercheportal steht inhaltlich im engen Zusammenhang mit der Forschungsausstellung [Re]framing Colonial Infrastructures und wird bis Ende 2025 laufend bearbeitet und erweitert.