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F. Salvisberg in Bern.

von Bern, Luzern, Lausanne, Genf, Basel, St. Gallen und mehr und mehr auch die der andern Städte. Die Verbreitung nimmt in grossem Mass- stabe zu. Von Deutschland aus werden für ca. 50,000 Franken Waaren importirt, die als Schweizerwaaren gelten, sowie umgekehrt Süddeutsch­land auf seinen Namen auch viel von den letztem auf den Markt bringe. Aus dieser Thatsache erhellt, dass bei nicht wesentlich veränderter Zahl der Arbeiter die Nachfrage eine weit grössere geworden ist, und damit die vorhandenen Kräfte in liöherm Masse in Anspruch genommen werden. Dabei sind nicht gerade viel neue Erfindungen aufgetreten; bei der unendlichen Variation der Gegenstände, die seit Langem besteht, war dies kaum nöthig, aber darin liegt der Fortschritt, dass, wie bereits angeführt, die Arbeiten bei vermehrter Nachfrage, besser, schöner und reicher wurden. Im Verhältniss der Arbeitsvermehrung und Verbesse­rung stiegen auch die Löhne des Arbeiters und die Preise des Fabri­kanten. Diess bezieht sich hauptsächlich auf die bedeutenden Stücke, die geringere Waare blieb sich im Preise so ziemlich gleich. Danach bemisst sich der eingetretene Taglohn auf Fr. 1 bis auf Fr. 6 und auch Fr. 8. Die grossen Oberländer-Häuschen von Sterchi und Abegglen-Per- rin gelten Fr. 500 bis Fr. 1000; die wunderbar geschnitzten Fächer von Balmer und aus dem Atelier von Flück am Fluhberg etc. Fr. 200 bis Fr. 400, Thiergruppen von Ritschard, Hugler, Michel etc. Fr. 500. Die Preise ähnlicher Gegenstände variiren von Fr. 100 bis Fr. 1500 oder Fr. 2000, so auch für kleinere Luxusmöbel. Grössere Möbel erreichen die Preise von mehreren Tausend Franken. Der Aufschlag des Fabri­kanten mag auf 15 bis 30 °/o durchschnittlich sich stellen, was zur Füh­rung des Geschäftes erforderlich ist. Die vermehrte Nachfrage führte auch eine grössere Arbeitszeit per Jahr herbei. Wir gaben dieselbe früher auf durchschnittlich 200 Arbeitstage an. Diese Angabe mochte selbst etwas hoch stehen. Die Durchschnittszahl dürfte nun füglich 250 Arbeitstage betragen.

Es lässt sich aus dieser Darstellung begreifen, dass auch die Zu­nahme der Etablissements eintrat. In Meiringen entstunden drei neue Fabrikationen und die vorhandenen wurden ansehnlich erweitert. Die Erweiterung fand beinahe an allen Orten statt. Die Einrichtungen mit Maschinen vermehren sich. Die Anwendung der Bandsäge, der Circu­lar-, Schweif- und Brettersäge, die Moulure-Maschine, die Drehbänke, Schnitzelbänke, Bohrmaschinen, Fraisen etc., die Vervielfältigung des kleinen Werkgeschirrs gehen, zur ausserordentlichen Erleichterung der Arbeit, ganz oder theilweise in die Ateliers über. Freilich ist die Be­nutzung von Wasserkräften zum Maschinenbetrieb noch eine geringe. Der Mangel an genügenden Kräften ist daran Schuld, doch Hesse sich an mehreren Orten Vieles in diesem Punkte erreichen. Es wurde z. B. im Amte Interlaken schon öfters darauf aufmerksam gemacht, dass zur Einführung grösserer Industrien, freilich nicht ohne Kosten, ein ansehn-