Holz-Industrie.

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licher Wasserbetrieb sich effectuiren liesse, um soviel leichter wäre diess für den weniger schwierigen Betrieb der Holzkunst-Industrie durchzufüh­ren. Einen solchen Ausweg muss die vermehrte Concurrenz bezeichnen. Neben dem Betriebe durch Wasser besteht die bedeutende Dampfma­schinenkraft des Hrn. Grossrath Flück, am Fluhberg, der damit eines der glänzendsten Etablissements unterhält. Durch einen ganz nennens- werthen Wasserbetrieb, sowie für die Aufstellung von allen erdenklichen kleinern und grossem Maschinen zeichnet sich das Haus Zum-Brunn, Schmöker & Cie. in Ringgenberg aus, ebenso dasjenige von Ammann in Bönigen.

Eine grosse Erleichterung für die Unterhaltung dieser Etablisse­ments gewährt der Reichthum und die Schönheit der Holzarten, die das Oberland besitzt. Dieser Vortheil erstreckt sich besonders auch auf die Masse von selbstständigen Arbeitern, welche, auf ihre eigene Kraft bau­end, in ihren Hütten und Ateliers zerstreut in den Thälern und dem Gebirge arbeiten. Für jede Holzart ergiebt sich eine grosse Auswahl zu fertigender Gegenstände. Die weiche Tanne, die zarte Linde eignen sich für die tausenderlei Zier- und Spielzeuge; das Nussbaum-, Eichen-, Birn- und Aepfelbaumholz etc. verbleiben den ansehnlichen Gegenständen, so auch das Ahorn. Die Arve ist beliebt zur Fertigung der Bauernhäus­chen, das sogenannte J.-Holz oder die Legföhre für Service-Artikel. Auch fremde Holzarten, wie Palisander, Rosenholz, Mahagoni, Zedern etc., ge­langen bei den bedeutenden Fabrikanten immer mehr zur Geltung.

Einen wohlthätigen Einfluss auf die lebendige Entwicklung der Industrie übte die zahlreiche Anlage von Verkaufsmagazinen in Inter­laken und in der ganzen Schweiz aus. Die meisten davon treten in glänzender Weise auf, und bethätigen einen Inhalt, der nicht verfehlen kann, auf den Besucher aufs Vortheilhafteste zu wirken.

Die neuen Verkehrsmittel bringen eine zehn- und zwanzigfach grössere Anzahl von Touristen in die Schweiz und in das Berner Ober­land, als diess in früherer, nicht sehr entfernter Zeit der Fall war. Was Wunder, wenn dadurch die Absatzquelle eine rasche Steigerung erhält. Diese Erscheinung, sowie noch andere auf ähnlichen Gebieten zeigen, dass die moderne Zeit einer Wohlhabenheit sich erfreut, wie eine solche in der Geschichte bis heute sich nicht bemerkbar gemacht hat, und dass mit der steigenden Wohlhabenheit und dem Sinne für das Reisen auch derjenige für die Erweckung einer erhöhten menschlichen Thätigkeit auf den Gebieten der Kunst und der Technik sich aufthut. Namentlich zeichnen sich unsere Tage darin aus, dass sie dem Kunstgewerbe wieder eine grosse Vorliebe zuwenden, indem sie gewerbliche Museen, Zeich­nungsinstitute aller Art, die Herausgabe guter Schriften und Modelle gründen, um die Kunstindustrie wieder auf ihre frühere Höhe zu brin­gen. Es wurde in dieser Beziehung im Berner Oberlande auch Einiges geleistet. In Meiringen entstund eine tüchtige Zeichnungsschule, die-