Holz-Industrie.
29
des Arbeiters, wie des Publikums. — Sowie die Möbeltischlerei es liebt mit ihren Einlegearbeiten einen blendenden Glanz, getragen von strengmathematischen, wunderbar genau durchgeführten und vom reichsten und geschmackvollsten Dessin, vor der Welt zu entfalten, so macht sie sich’s ebenso sehr zur Aufgabe in der Imitation sich zu zeigen.
Die Farbe, der Firniss, die Beize, die Politur, der Lack, die Vergoldung, die Bronze, die Tusche, die Schatten- und Lichtbildungen, die Naturfarbe, — sie werfen in allen Nüancen des Lichtes den bald milden und heitern Schimmer, den zarten, matten und ruhigen Ton, den spiegelhellen, blendenden, fast geheimnissvoll tiefen Glanz über diese Flächen und Bilder des künstlerisch geformten Möbels.
Wir wandeln in dem heitern Reiche von tausenderlei Farben. Das Vergolden namentlich nimmt eine hervorragende Stelle ein, seitdem mit Hülfe der Galvanoplastik die Matrizen erzeugt werden.
Hier stehen hauptsächlich die Modelleurs und Vergolder Kölbl & Threm oben an, dann für den Anstrich die Lackfarben-Fabrikanten Cromami & Carl Weber, besonders in den feinen, der Natur getreuen Holzfarben-Anstrichen, sowie der vorzüglichsten Gopal- und Bernstein- Lack-Firnissen und den feinsten geriebenen Oel- und Lackfarben. Webers Muster sind für das deutsche Museum acquirirt. Wir erwähnen an dieser Stelle der Schultafel aus Gummistoff mit englischer Leinwand zum Schreiben. Die schwarze Oelfarbe besteht aus 1 Theil Holzkohle, 3 Theile Flammenruss, 3 Theile Oelfirniss. 1 Theil Terpentin mit etwas Pariserblau. Für den Gebrauch der Kreide hat sich dieses Mittel als vorzüglich erwiesen. Der Quadratfuss beläuft sich auf 4 bis 5 Kreuzer. Die Tafel ist von Joseph Reimer.
Die Parquets haben in Oesterreich einen grossen Aufschwung genommen. Es sind etwa 12 Fabrikanten, die uns hier begegnen. In allen bekannten Holzarten des In- und Auslandes mit der ergiebigsten Auswahl der Dessins, mit einer sehr genauen Ausführung liefern dieselben ihre Arbeiten. Die Fabrike Stephan Baranitzka’s Nachfolger in Wien bietet einen Reichthum von nicht blos mathematischen, sondern von frei gezeichneten Ornamenten. Dieselben haben zwar noch etwas Stereotypes. Es ist hier aber eine ganz bedeutende Ausbildung in der höhern Stufe des Ornamentes und auch der Figur möglich und wird ohne Zweifel eine solche auch eintreten. Das ist eine sehr wohlthätige Abwechslung gegenüber den bald einmal veralteten mathematischen Formen, die bei fortwährender Anwendung den Eindruck der Steifheit gewähren. Diese Wandlung oder dieser Fortschritt ist in den schweizerischen Parquetten unseres Wissens wohl mit Unrecht noch nicht angebahnt.
Die Eiche, der Nussbaum, der Ahorn, der Mahagoni gelangen wohl am Meisten zur Verwendung. Die benannte Firma fabrizirt in reichen mathematischen Formen und nach freier Ornamentik Par-