Holz-Industrie.

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Ungarn zeigt uns auf seiner Ausstellung ganz ausgezeichnet schöne architectonische Entwürfe in Federzeichnungen, daneben prächtige Gips­modelle für Privatbauten und Landhäuser. Der Geruch des Barbaris­mus, in dem Ungarn selbst noch in Oeserreich steht, hat denn auch schon und gewiss mit Recht, abgenommen.

Das deutsche Reich erscheint mit 254 Ausstellern für die VIII. Gruppe.

Seine Arbeiten stehen, wie in Oesterreich, auf bedeutender Höhe und sind diess seit Jahrhunderten mehr oder weniger gewesen. Die Ge­werbe und Künste des Mittelalters bieten uns noch herrliche Zeugen in den alten romantischen Städten im Süden, wie im Norden. Das Hand­werk hatte einen goldenen Boden. Die künstlerische Seite desselben wurde sorgsam gepflegt.

Den neuen Strömungen der Zeit gemäss hat aber auch hier eine andere Verarbeitung der Gegenstände, die durch Maschinen, Platz ge­griffen. Die Mannigfaltigkeit derselben, die Zahl, die Art der Darstel­lung, die Unterrichtsanstalten im weiten deutschen Reiche, sind gewiss, nach der Fähigkeit der einzelnen südlichen und nördlichen Staaten be­messen, viel umfassender als die auf einer tiefem Stufe der Kultur stehenden Länder des österreichischen Kaiserstaates, ohne dass damit ausgesprochen werde, dass ein merklicher Unterschied in dem Werthe und der Bedeutung der einzelnen Arbeit von hier und dort sich ergebe.

Es ist keine bedeutende Stadt in Deutschland auszuschliessen, die in der Möbeltischlerei nicht Bemerkenswerthes leisten würde. Die neuere Zeit hat hauptsächlich die bessere Renaissance für ihre Formen gewählt und durchschnittlich mit vielem Geschick. Berlin war von jeher ausge­zeichnet, schon durch die künstlerische Grundlage, die Schinkel durch seine Modellzeichnungen etablirte, und seither durch diejenige, die durch die grossen deutschen Künstler gepflegt und erweitert wurde.

Wir erwähnen hier auch beispielsweise in Bezug auf Stylisirung der Möbelzeichnungen, die vom Gewerbeverein in Hamburg herausgege­ben werden, nach den Entwürfen gebildeter Architecten. Wenn in der Ausstellung auch noch viel gothische und romanische Reminiszenzen auftauchen, so erblicken wir darunter doch manche wohl durchdachte Arbeit und wir heben dieselben immer noch weit über den Schild gegen­über dem verwilderten Geschmacke des Zopfes und des Roccoco aus der politisch und sozial verfallensten Zeit des modeangebenden Frankreichs.

Die Schnitzlereien der Berliner-Kunstmöbel sind öfters von grosser plastischer Schönheit. Ihre Architektur aber, so wenig man im Stande ist, an einem einmal fertigen Gegenstände Wesentliches zu ändern, trägt öfters etwas Steifes zur Schau, das uns in Oesterreich nicht entgegen­tritt. Wer darüber in Zweifel sein kann, der wolle die monumentalen Bauformen von Wien und Berlin in ihren ausgestellten Modellen für die projectirten öffentlichen Bauten, eines Nationalmuseums für Berlin,