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F. Salvisberg in Bern.

eines Universitäts-Gebäudes und eines Parlamentshauses in Wien betrach­ten er wird sofort die gleiche Erscheinung auch hier wahrnehmen.

Wir gedenken bei dieser Gelegenheit, um einen kleinen Abstecher zu machen, der vollendeten Meisterschaft dieser Gipsmodelle, die in ziemlich grossem Masstabe, wohl etwas über Vioo der natürlichen Grösse, so gewaltige Neubauten im Projecte darstellen. Wo einmal für die Aus­führung einer grossen Idee, die dem öffentlichen Leben angehört, viele Millionen Gulden zur Ausgabe gelangen, da mag es praktisch und popu­lär sein, für die Behörden und das Publikum, welche sich für dasjenige interessiren, was aus der Tasche des Volkes bestritten werden muss; wo nämlich für zu errichtende Museen, Kunstsäle, für Unterrichtsanstal- ten, grosse öffentliche Werke aller Art, constructiv und künstlerisch be­handelte Vorarbeiten und Modelle nothwendig werden, da hat es einen guten Zweck, diese Darstellungsweise zu wählen, und die daherigen Opfer nicht zu scheuen.

Ein solches, einer lebendigen Idee entsprechendes, durch eine fach­kundige Hand entworfenes und effectuirtes Bild ist indessen wohl zu unterscheiden von der Fabrikation von kostspieligen Modellen, die auf das Gerathewohl hin, ohne Auftrag, blos für die Spekulation und öfters ohne die erforderliche Sachkenntniss, gefertigt werden, die in dieser Weise schon so manchem geschickten und hoffnungsvollen Arbeiter den Untergang bereiteten. Wir haben in dieser Richtung ziemlich Vieles fcn der Ausstellung.

Wir begegnen förmlichen Extravaganzen, und wenn Einzelnes auch gelungen ist, so wird es auch dann nicht zum gangbaren Artikel, son­dern für lange oder immer auf Lager liegen bleiben.

Diese Bemerkungen beziehen sich auf fast alle Länder.

Unter dem Einflüsse der zeichnenden Künstler, dann ganz beson­ders aber unter demjenigen der Gewerbevereine, der Handwerker- und Künstlerschulen, die sich in der ganzen Welt nirgends, wie in Deutsch­land, über das ganze Land verbreiten, gelangt die Holzindustrie zur hohen Blüthe. Der Süden giebt hierin dem Norden in nichts nach.

Mit der Organisation einer Centralverwaltung für die Bildung von Schulanstalten, von der aus die Filialen nach allen Richtungen sich erstrecken, hat Würtemberg wohl das Bedeutendste geleistet.

Das Werk «die Gewerbehalle» ist ein sprechendes Zeugniss dafür und Stuttgart hat damit viel gewonnen. Ebenso bietet München durch die Kunstgewerbeschule «die Mayersche Kunstanstalt», das Polytechni­kum, das prachtvolle Kunstindustrie-Museum des Maximilianaeum, durch seine Kunstsammlungen, eine unerschöpfliche Quelle für die vorzüglich­sten Leistungen auf dem gewerblichen und kunstgewerblichen Gebiete.

Die Ausstellung für Schnitzereien, Figuren in jedem Masstabe, für Altäre etc. fast ausschliesslich für religiöse Gegenstände der Mayer- schen Anstalt ist unübertrefflich. Man darf hier auch die im gothischen