,Die Natur gibt überall die besten Finger­zeige dem Landwirthe; um diese aber benützen za können, muss er sie verstehen und, um sie zu ver­stehen, muss er sie kennen lernen.

Wilda Ar Krockers laudw. Centialblatt ist!5, Seite 11.

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io Agricultur*) war in jüngster Zeit bemüht, auf möglichst kleinem ltaume und in kürzester Zeit möglichst grosse Massen gewisser nutzbarer Stoffe zu produziren.

Die natürliche Folge dieser künstlichen Massenproduction ist in der Kegel ein abnormer oder krankhafter Zustand der erzeugten Producte. Die Agricultur muss sich daher auch bequemen, die aus die­sem Eingriff in die Rechte der Natur entspringenden Consequenzen entweder zu tragen, oder dieselben, wenn sie ihr schädlich entgegentreten, zu bekämpfen. So geht es beispielsweise sehr häufig den Forstwirthen mit der Cultur der Nadelhölzer in reinen Beständen, auf grossen Flächen, und aus derselben Ursache unterliegen die, gerade gegenwärtig beliebtesten, fremdländischen Viehrassen der Landwirthe, den meisten Krankheiten.

Eine der grössten und wichtigsten Rollen bei eintretendem krankhaften Zustande der zu erzeugenden agronomischen Produkte spielen die Insecten und legen uns dadurch gewissermassen den Zwang auf, ihrer Biologie ein eingehenderes Studium zu widmen, weil ohne dieses Studium viele der auftretenden patho­logischen Erscheinungen nicht richtig erkannt und somit auch nicht recht­zeitig und mit den entsprechenden Mitteln bekämpft werden können.

Das grosse Heer der sechsfüssigen, meist geflügelten Kerbthiere, Kerfe, oder Insecten (Insecta) umfasst nach Burmeisters System mit Zugrundelegung ihrer Entwicklung sieben Ordnungen, und zwar:

I. I)io der Käfer (Coleoptera).

II. Schmetterlinge (Lepidoptera).

III. Aderflügler (Hymenoptera).

IV. Zweiflügler (Diptera).

V. Netzflügler (Neuroptera).

VI. Gradflügler (Orthoptera).

VII. Halbflügler (Hemiptera).

Insecten mit vollkom­mener Verwandlung. (Insecta metabola.)

Insecten mit unvoll­kommener Verwandlung. (Insecta ametabola.)

In ihrer Bedeutung für den Agronomen lassen sie sich in folgende vier Gruppen scheiden:

Gruppe A. Schädliche Insecten (Insecta devastantia) d. h. solche, die durch ihr Leben entweder in oder auf Cult urge wäcli sen **) oder, dem menschlichen Haushalte nützlichen Tliieren,***) durch eines oder mehrere ihrer Entwickelungsstadien deren Fort- oder Ausbildung entweder beeinträchtigen oder ganz unmöglich machen; so z. B. viele Käfer, Schmetterlinge, Fliegen etc.

*) Dieser Ausdruck ist hier im weitesten Sinne seiner Bedeutung für Boden cultur im Allgemeinen gemeint, gilt also ebenso für die einzelnen U nterabtlieilungen der­selben wie z. B. der Land- und Forstwirtschaft, wie für deren spezielle Zweige, z. B. der Viehzucht bei Ersterer, der Wildzucht bei Letzterer, etc.

**) Die sogenannten Phytophagen, wie im Allgemeinen alle Pflanzenfresser bezeichnet werden. Siehe Note fff, pag. 2.

***) Sie werden im Gegensätze zu den Pflanzenfressern, Zoophagen genannt. Alle oben ange­führten Ordnuugeu mit Ausnahme der zweiten enthalten auch Fleischfresser. Von Schmetter­lingsraupen ist bis jetzt nur die der Thalpocliares Communimacula als Fleischfresser bekannt, da sie sich von Schildlänsen (Coccus) nährt. Die sogenannten Mordraupen, wie z. B. die der Asphalia Ridens, Taeuiocampa (Jruda, Oalymuia Trapezina etc., befallen und verzehren ihresgleichen und andere Raupen nur dann, wenn sie mit ihnen eingezwingert, d. li. in einem engen Raum zusammengesperrt werden, tliun es aber durchaus nicht im freilebenden Zustande in der Natur, sondern leben da phy- topliag und gehören dieserwegen sogar in die Gruppe der Schädlinge.

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