Bericht des IV. Vereinsjahres.

Noch unter dem Eindruck der treffenden und an­eifernden Worte, welche unser Ehrenmitglied, Frau Dr. Rosa Kerschbaume r, im December vor. Jahres gesprochen, erhob die Generalversammlung den Antrag der Frau Marianne Hain i sch:Es sei die vom Verein zu gründende, in ihren Unterrichtszielen den bestehenden Gymnasien entsprechende Schule mit Beginn des Schuljahres 1892 zu eröffnen, ein­hellig zum Beschluss und der Ausschuss begann in Ausführung desselben mit den Vorarbeiten, deren Zahl und Schwierigkeit beträchtlich genannt werden darf. Zunächst suchte eine Deputation des Ausschusses, bestehend aus dem Vicepräsidium und dem Herrn Oberlandesgerichtsrath Ertl v. Seau um Audienz bei Sr. Excellenz dem Herrn Minister für Unterricht an, wurde empfangen und erhielt die freundliche Zusage Se. Excellenz werde sicherlich die Bestrebungen des Vereines in wohlwollende und eingehende Erwägung ziehen ; als nächster Schritt empfehle sich die Eingabe eines Gesuches an das Ministerium des Innern um Zulassung gehörig vor­gebildeter Frauen zur ärztlichen Praxis. Diesem Hinweis wurde auch hierauf mit einem Gesuche entsprochen. Dem günstigen Erfolg desselben sehen wir im Hinblick auf die seither neuerlich erfolgte Ausschreibung von Stellen für Amts­ärztinnen im Occupationsgebiete mit begründeter Hoffnung entgegen. Um dem geplanten Unternehmen erhöhte Auf­merksamkeit und Theilnahme in den gebildeten Kreisen Wiens zu schaffen und zu sichern, hielt Frau Marianne Hain isch am j. Februar unter dem Titel :Einer Mutter Wort fürs Frauenstudium, einen sehr wirksamen und überaus beifällig aufgenommenen Vortrag, der im Eamilienjournal desWr. Tagblatt am 22. und 23. Juli zum Abdruck gelangte. Es gelang auch den Bestrebungen des Vereines die werth­volle Mitwirkung des Herrn Prof. Dr. Brühl zu gewinnen, des angesehenen und geehrten wissenschaftlichen Vorkämpfers für das Recht der Frau. Sein Vortrag:Einiges über die Gaben der Natur an die Frau etc., welcher am 30. Mai die Räume des N.-Oe. Gewerbe-Vereins-Saales mit einer be­geisterten Zuhörerschaft füllte, war nicht nur geeignet das Verständnis der Absichten unseres Vereines zu verbreiten,

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