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Seehrte Versammlung!

Sie alle, geehrte Anwesende, ahnen, wissen, wem auch hier wie allerorten in unserem Lande der erste Gedanke, das erste Wort ge­widmet sein soll. Noch immer klingt der dumpfe Nachhall jenes Schick­salsschlages wieder, der inmitten erhöhter Festesstimmung die Herzen traf. Ich will im Namen des Vereines für erweiterte Frauenbildung, dessen Mitglieder als treue Bürger zum Reiche stehen, den Hingang unserer Kaiserin beklagen. Ich will im Geiste unseres Vereines der ersten Frau im Reiche gedenken, die unter der Krone stolz und frei, selbstherrlich in ihrem tiefen Eigenwesen, in unberührter Wahrhaftigkeit durch das Leben schritt. Sie trug das Frauenschicksal, von dem ge­schrieben steht: es ist beklagenswert. Sie hat leiden und mitleiden gelernt. Sie war eingeweiht in alle Geheimnisse jener hohen Schule der Schmerzen, die uns Frauen seit jeher so willig aufnahm, und ihr Gebet war das Gebet einer Mutter unter dem Kreuze. Sie wandelte den eigenen Pfad dem Lichte entgegen mit dem gelassenen Mutlie des Edlen, der unter Musen und Grazien die Stirn dem Unglück, die Brust dem Tode bietet. So traf die hohe Frau der Ausbruch jener rohen Mordlust, die selbst vor der durch Leiden gebeugten Frau, vor der Priesterin der Liebe und des Friedens nicht zurückschreckt. Am Heiligthum der Familie und des Volkes geschah die Unthat. Diesem Heiligtliume mit vermehrtem Eifer dienend wider Unwissenheit und Gewalt, wollen wir sie sühnen helfen.

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Der Rechenschaftsbericht des Jahres 1898, den die Vereins­leitung der geehrten Versammlung unterbreitet, schliesst sich der General-Versammlung vom 10. Februar d. J. an, und umfasst daher, nur die Ferialmonate abgerechnet, die Thätigkeit einiger Monate.

Die letzte General-Versammlung liess die Vereinsleitung in ihrer Zusammensetzung unverändert fortbestehen; doch Frau Nina Hoffman, ihr und des Vereins treu bewährtes Mitglied, hat im Laufe des Jahres, schriftstellerischen Arbeiten zulieb, das Auschuss- mandat zurückgelegt. Se. Magnificenz der Prorector der Wiener