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verdienten Herrn Dr. Emanuel Hannak ein grosser Verlust er­wachsen. Überbürdung mit Amtsgeschäften, die seine wissenschaftliche Thätigkeit hemmten und seine Kräfte allzusehr in Anspruch nahmen, zwangen den ersten unvergesslichen Leiter der Anstalt, seinen so opferwillig behaupteten Posten aufzugeben.

Die Vereinsleitung betrachtet es als einen besonders tröst­lichen Umstand, dass sie in der Person des verdienten, vieljährigen Leiters des Leopoldstädter Gymnasiums, Herrn Regierungsrath Halmschlag, der schon während des letzten Jahres Director Hannak unterstützte, eine leitende Kraft gewinnen konnte, die der Bedeutung der Schule völlig entspricht und von der mit Zu­versicht der bisherigen, gleichkommende Resultate zu erwarten sind. Weitere Veränderungen im Stande des Lehrkörpers enthält der Schulbericht.

Wie alljährlich, fand auch heuer eine fröhliche Maifahrt statt. Fast sämmtliche Schülerinnen, eine Anzahl ihrer Lehrer, sowie mehrere Mitglieder der Vereinsleitung nahmen an diesem Ausfluge nach Guntramsdorf theil.

Das Scheiden der ersten Abiturientinnen von der Lehranstalt verlieh der heurigen Schlussfeier einen besonderen Charakter. An deutsche, lateinische und griechische Recitationen dreier Schülerinnen schloss sich die Abschiedsrede der Abiturientin Fräulein Grete Müller, deren schlichte, gemüth- und verständnisvolle Worte alle Herzen gewannen. Hierauf folgte eine hauptsächlich an die Abi­turientinnen gerichtete, warme und inhaltsschwere Rede des Directors, die das zahlreich versammelte Publicum, der Bedeutung dieser Stunde eingedenk, mit laut bezeugtem Beifall vernahm. Fräulein von Grünzweig dankte im Namen der Vereinsleitung dem Director Dr. Hannak für die vorzügliche Leitung der Schule, dem gesammten Lehrkörper für seine erfolgreiche Thätigkeit und den Schülerinnen für ihren Fleiss und Ausdauer. Den Wortlaut der beiden Reden gibt der Schulbericht.

Dieser stimmungsvollen Feier brachten alle Anwesenden ein wohlwollendes Mitfühlen und Verständnis entgegen.

Möge der innigen Dankesbezeugung, welche die Vereinsleitung heute an so Viele, in erster Linie aber an den verehrten Herrn Director Hannak, richtet, ein gleiches Schicksal beschieden sein. Nicht eine blosse Pflicht soll damit erfüllt werden, aus ganzem Herzen drängt es uns, die wir aus kleinen Anfängen zu immer grösserem Werke vorschreiten, zu danken. Denn im Förderer und Geber dürfen wir auch den gleichgesinnten Freund ehren, und selbst wo wir nicht Gleichheit der Gesinnung voraussetzen dürfen, schätzen wir das tolerante Wohlwollen, welches der Überzeugung Raum zur Entfaltung gönnt. Wir danken der hohen Regierung und den Behörden, auf deren fernere wachsende Pheilnahme wir so sehr angewiesen sind, der Commune Wien, die unserer Schule ihr schützendes Dach gibt, wir danken den Männern der Feder, die