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Nachprüfung zu bestehen haben und drei reprobiert wurden, so linden wir, dass die Gymnasiastinnen fast genau denselben Per­centsatz wie die Schüler des akademischen Gymnasiums aufzu­weisen haben. Um aber den Erfolg dieser ersten Maturitätsprüfung der gymnasialen Mädchenschule völlig zu würdigen, muss man die Schwierigkeiten beachten, die im Wege lagen. Denn die Gym­nasiastinnen genossen als Exsternistinnen keine jener Erleichter­ungen, wie sie den regelrechten Schülern des Gymnasiums in so reichem Masse laut gesetzlicher Bestimmungen zutheil werden. Vom Beginne des Schuljahres bis April mussten die Abiturientinnen für die sogenannten Vorprüfungen studieren. Ein Examen, das für die jungen Männer entfällt. Während diese von ihren eigenen Lehrern geprüft wurden, mit denen sie bis zu sechs oder sieben Jahren gemeimsam gearbeitet hatten, standen die Maturantinnen fremden, strengen Richtern gegenüber. Wenn trotzdem die Prüfungsresultate, wie dies durch den ziffermässigen Vergleich festgestellt wurde, denselben Procentsatz ergaben, so kann und braucht hier nicht erwähnt zu werden, wieviel Mühe und Arbeit, wieviel Kämpfe und Opferwilligkeit dieser Erfolg gekostet hat.

Die Gegner der Sache des Erauenstudiums werden mit Be­dauern ein Bollwerk erstürmt sehen, das sie so lange und so tapfer vertheidigt haben; alte Freunde des Fortschrittes und der wirklichen Hebung der Frauenbildung, von der wir Segensreiches erwarten, freuen sich mit den wackeren Abiturientinnen des wohl­erworbenen Sieges undbeglückwünschen sie zur bevorstehenden Vereinigung mit der Alma mater.

Da fünf Mädchen die Nachprüfung im Herhst erfolgreich be­standen, so haben von den 19 Mädchen zwei (eine Privatistin) die Matura mit Auszeichnung und 14 mit gutem Erfolg bestanden und zwei wurden auf ein Jahr reprobiert.

Die Vereinigung mit der Alma mater hat sich seitdem voll­zogen: die 16 Maturantinnen vom Juli sind heute ordentliche Hörerinnen der Wiener Universität.

Dass die Studentinnen auch auf ihrer akademischen Laufbahn der regen Fürsorge nicht entbehren werden, erhellt aus der schon jetzt activierten grossherzigen Stiftung unseres Ehrenmitgliedes Fräulein Marie von Najmäjer. Die Dichterin, welche die Abiturientinnen mit einer grossmüthigen Gabe als Zeichen ihrer freundlichen Gesinnung überrascht hatte, stiftete ein Stipendium von jährlich 300 fl. für ordentliche Hörerinnen der Wiener Uni­versität, auf dessen Bezug die absolvierten Schülerinnen der Gym­nasialschule des Vereines, nach dem Willen der Spenderin, den nächsten Anspruch haben.

Der Schule, deren erste Classe in diesem Jahre mit 44 Schülerrinnen eröffnet wurde, ist leider in diesem Herbste zum tiefsten Bedauern der Vereinsleitung, des Lehrkörpers und der Schülerinnen durch den Abgang des allverehrten und so überaus