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Am 13. Juli veranstalteten die Abiturientinnen im Hotel Victoria eine gesellige Zusammenkunft, an welcher die Präsidentin des Vereines für < rweiterte Frauenbildung, Frau Marie Bosshardt van Demerghel, das Vorstandsmitglied Baron Pf ungen, sowie der Director der Anstalt, die Mitglieder des Lehrkörpers und andere Gäste theilnahmen. Toaste des Directors und der Abiturientinnen und eine an launigen Dichtungen und witzigen Bemerkungen reiche Kneipzeitung fesselten die Gesellschaft bis zur mitternächtigen Stunde.

E. Finanzielle Verhältnisse.

Mit Bedauern muss der Umstand hervorgehoben werden, dass der Verein für erweiterte Frauenbildung nicht jene Förderung erfährt, welche in anderen Ländern (beispielsweise in Ungarn und Galizien) den Bestrebungen der Frauen zur Erschliessung der Universitätsstudien für das weibliche Geschlecht zutheil wird.

Umso dankbarer muss jener Wohlthäter gedacht werden, die ihre Hilfe der jungen, für die Erweiterung der Frauenbildung wichtigen Anstalt grossmiithig gewähren In erster Linie ist es die löbliche Commune Wien, welche im abgelaufenen Schuljahre nicht nur die Lehrsäle des Pädagogiums und einen für Autbewahrung von Zeichnungen und Modellen bestimmten Saal zur Verwendung als Lehrzimmer einräumte, sondern auch gestattete, dass der Director des Pädagogiums die Leitung der gymnasialen Mädchenschule übernehme und die meisten Lehrmittel des Pädagogiums für den Unterricht dieser Anstalt benützt werden dürfen. Dafür spricht der Verein der löblichen Commune Wien auch an dieser Stelle den tiefempfundenen Dank aus.

Desgleichen fühlt er sich gedrängt, der israelitischen Cultus- gemeinde dafür zu danken, dass sie die Honorierung des mosaischen Religionslehrers wie bisher, auch in diesem Jahre auf ihre Kosten übernahm.

Es spricht der Verein ebenso seinen Dank jenen Wohlthätern aus, welche durch Bezahlung des halben Schulgeldes für einzelne Schülerinnen diesen ihre Studien ermöglichten und die Bestreitung der Kosten für die Erhaltung der Anstalt erleichterten.

Obwohl dem Vereine im früheren Schuljahre aus dem Gymnasial­fond ein Zuschuss zur Erhaltung der gymnasialen Mädchenschule geleistet werden musste, so hat doch der Vorstand des Vereines für das Schuljahr 1897/98 die Befreiung von der Hälfte des Schulgeldes an 39 unbemit­telte Mädchen gewährt, um ihnen das Studium an der Anstalt zugänglich zu machen.

F. Chronik der Anstalt.

Am 21. September wurde das Schuljahr mit dem hl. Geistamt eröffnet, am folgenden Tage, am 22. September begann der Unterricht.

In dem Lehrkörper waren einzelne Änderungen erforderlich, weil während der Ferien Dr. Gustav Burghauser als Gymnasialdirector jiach Teschen, Dr. Karl Mayer als Professor nach Pola und Ing. Karl Zahlbruckner als Professor nach Marburg versetzt wurden. Der