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Am 1. Juli hospitierte an der Anstalt der russische Staatsrath Kowalewsky.

Am 3. Juli fand die Schlussconferenz für das II. Semester statt.

Am 8. Juli wurde das Schuljahr in festlicher Weise geschlossen.

G. Die Schlussfeier des Schuljahres.

Nach dem feierlichen Gottesdienste versammelten sich die Schüle­rinnen in dem mit Festgästen erfüllten und reich durch Teppiche, Sträucher und Blumen geschmückten Zeichensaal des Pädagogiums. Der Director Dr. Hannak begrtisste zunächst die Anwesenden, worauf Declamationen von Schülerinnen vorgetragen wurden. Eine Schülerin der II. Classe (Huber Charlotte) trug die OdeSappho von Marie von Näjmäjer vor. Darauf wurde in mittelhochdeutscher Sprache eineElegie Walters von der Vogel­weide von einer Schülerin der III. Classe (Baronin Stern eck) vorgetragen. Es folgte dann eine Declamation in lateinischer Sprache von einer Schülerin der IV. Classe (Paula Brezina), welchedie Apotheose des Aeneas aus Ovids Metamorphosen betraf, die Schülerin der V. Classe (Lolly Wien) trug in griechischer Sprache eine Episode aus der Odysee, die Zusammenkunft des Odysseus mit Nausicaa, vor. Die Vorträge der Schülerinnen abschliessend, hielt die Abiturientin der VI. Classe Fräulein Margarethe Müller eine Abschiedsrede, die in ergreifenden Worten dem Fühlen der Abiturientinnen beim Scheiden von der Anstalt und namentlich den Dank an den Verein, an die Präsidentin desselben und den Lehr­körper zum Ausdrucke brachte.

Hierauf sprach Frl. v. Grünzweig den Dank der Vereinsleitung dem Lehrkörper und den Schülerinnen der Lehranstalt mit folgenden warmen Worten aus:

Namens der Vereinsleitung bitte ich Sie, geehrter Herr Director, wie alle geehrten Mitglieder des Lehrkörpers den Ausdruck herzlichsten Dankes_ entgegenzunehmen für Ihr von so schönem Erfolge gekröntes, mühevolles Wirken an dieser Anstalt.

Worte sind unzureichend, dem Gefühle der Dankbarkeit Ausdruck zu geben, auf welche Sie, hochgeehrter Herr Director, den vollsten Anspruch haben. Seit der Gründung der gymnasialen Mädchenschule, der ersten Anstalt dieser Art in deutschen Landen, ruhte der Erfolg des schwierigen Unternehmens vorzugsweise in Ihren Händen. Ihre weise Einsicht, Ihre reiche pädagogische Erfahrung war ihm Halt und Stütze, Schirm und Schutz. Ohne Hemmnis, in gedeihlicher Entfaltung erblühte diese junge Anstalt. Mit vollstem Vertrauen blickten wir stets zu Ihnen empor, fest überzeugt, dass unter Ihren Augen, Ihrer liebevollen Theilnahme und unermüdlichen Thätigkeit das Werk wohl gelingen müsse, das uns so sehr am Herzen lag. Möge der Anblick dieser jugendlichen Schar, die Sie so wohl ausgestattet mit Wissen und Können heute aus diesen Räumen ent­lassen, möge der schöne Erfolg Ihnen statt allen Dankes Freude bereiten!

Mit herzlichem Danke wende ich mich an diejenigen Schülerinnen dieser Anstalt, die der Maturitätsprüfung entgegengehen. Durch sechs volle