Aufsicht in Mustiala vorhanden ist, ebenso sehr war ich nachher davon über­zeugt, dass bei den finnischen Verhältnissen eine solche Massregel unnütz wäre. Die schwedischen Frauen und Mädchen werden sehr hoch geachtet, sie sind unbefangen und sehr weiblich.

Ich besuchte in Finnland einen weiblichen Gutsverwalter, eine Dame, welche seit länger als einem Jahrzehnt ein Gut selbstständig bewirthschaftet, dabei ein gesuchter Veterinärarzt ist sie hat ihre Studien in Stockholm ge­macht und neben der Arbeit, welche sonst von Männern gemacht wird, die Mägde zum Anfertigen sehr hübscher Kunstgewebe anhält.

In Finnland gibt es zur Zeit, glaube ich, noch keinen weiblichen Uni­versitätsprofessor, doch unterrichten die Frauen, wie bemerkt, viel an den Knaben- und gemischten Schulen und wird einfach die Leistung bezahlt und nicht gefragt, ob es ein Mann oder eine Frau ist, welche sich bewirbt: man bezahlt beide ganz gleich.

Vielfach ist in Skandinavien und Finnland vom Stimmrecht der Frauen die Rede. Als ich gelegentlich dagegen einwendete, dieselben seien noch nicht genügend vorgebildet, wurde ich gefragt, ob die Wähler es denn alle wären, und im Norden ist es ein grosser Theil gebildeter Männer, welche den Frauen die Wege ebnen helfen.

Wenn ich mir zuletzt erlaube, mit einer Schmeichelei zu schliessen, so geschieht es, weil ich vermuthe, dass ein grosser Theil die Schule, von der ich noch sprechen will, nicht kennt. Und doch ist es eine österreichische gemischte Fachschule, in der ich die höchsten Leistungen angetroffen habe. Die Scola Filigrane in Cortina dAmpezzo, welche von Männern und Frauen besucht wird, leistet ganz überraschend viel. Unter Leitung des Signor Ghedina werden hier mustergiltige Arbeiten ausgeführt. Der Meister, ein schlichter Sohn des Ampezzothales, versteht es, seine Schüler und Schülerinnen in einem Masse zu begeistern, dass sie das Handwerk zur Kunst adeln. Unbekümmert darum, ob der Beschauer die Arbeit rechts oder links vor sich haben wird, werden die Schmuckstücke mit der liebevollsten Hingabe nachgebildet ich glaube, seit den Zeiten des Phydias hat es keine solchen Ausführungen gegeben, welche auch dasjenige naturgetreu ausarbeiten, was nie ein Menschenauge zu Gesicht bekommt.